Italien, Final Four 1999

Italien, 80.Titelkampf

Rom feierte den neuen italienischen Meister

Rom Rom Rom Rom


VON DR. GÜNTER SCHWILL



Eine prächtige Kulisse von knapp 10.000 Zuschauern erlebte am Sonntag abend in Roms Schwimmforum eine glanzvolle Wasserballdemonstration. Im Meisterschaftsfinale zwischen Ina Roma und Posillipo Neapel fiel der Sieg in einem mitreißenden Spiel mit 11:9 (3:1,2:1,2:3,4:4) an die Heimmannschaft. Es ist erst das zweite Mal in der jetzt 80jährigen italienischen Wasserballgeschichte, daß ein Team der Hauptstadt den Titel erobern konnte.


Ina Assitalia Rom, das ist augenblicklich eine der am stärksten besetzten Vereinsmannschaften. Weltstars und Stars aus aller Welt spielen in diesem Team, allen voran Mannschaftskapitän Massimiliano Ferretti, Goldmedaillengewinner von Barcelona. Er ist seit vielen Jahren Liebling der Römer, ein moderner Volkstribun. Unübersehbar prangt ein großer römischer Adler eintätowiert auf seinem linken Oberarm.
Der Ungar Tibor Benedek (26) ist als schußgewaltiger Linkshänder Erfolgsgarant im Team. Er ist Torschützenkönig der Liga mit 95 Treffern, von denen 4 im Finale fielen. Der Jugoslawe Vlad Vujasinovic ist der Kopf der Mannschaft und bildet die Schaltstation im Team. Marco Gerini, vor einigen Jahren in Como Teamkamerad von Dirk Schütze, hat sich in dieser Meisterschaft vielleicht als bester italienischer Torwart erwiesen. Er sorgte für Sicherheit in der Abwehr.
Coach Pierluigi Formiconi gilt derzeit als Trainer-As. Nach seinen spektakulären Erfolgen mit dem italienischen Frauen-Nationalteam (3 Goldmedaillen bei den letzten Europa- und Weltmeisterschaften) wurde er zu Beginn der Saison von einem bedeutenden Team verpflichtet: Aus dem Stand gelang ihm der große Wurf für Rom. "Lo scudetto", der Meistertitel, ist für die italienischen Tifosi das höchste Ziel. Die über Satelliten-Fernsehen (RaiSat) vermittelten Eindrücke weisen Italien zweifelsfrei als das derzeit führende Land im Wasserballsport aus.
Das erstmals in der Meisterschaft gespielte "Final Four" bescherte glanzvolle römische Nächte. Trommeln, Fahnen und bunte Perücken, passend zu den Cheer-Girls, waren der moderne Kontrapunkt zu den am Stadionrand stehenden Pinien, die majestätisch an den nächtlichen Himmel projeziert wurden.

Szenen eines hochdramatischen Spiels

Rom übernahm fast während des gesamten Spiels die Initiative, machte viel Druck und belagerte zu etwa 60% das neapolitanische Tor. Wie immer explodierte Benedek gleich zu Beginn im 1.Viertel, schoß zwei Tore und sicherte die 3:1-Führung.
Auch im 2.Viertel gab es wesentlich mehr Spielanteile für Rom, begünstigt durch zahlreiche Überzahlsituationen (Rom 7, Posillipo 4 in den ersten beiden Vierteln). Von Kásás und Rath war bis zu diesem Zeitpunkt (5:2) wenig zu sehen. So mußte Trainer Paolo De Crescenzo, der Gentleman der Trainergarde, in der 2.Pause regelrecht explodieren, um seine Männer wachzurütteln.
Sofort änderte sich das Bild. Kásás erschwamm sich den Ball und der Rumäne Bogdan Rath setzte einen herrlichen Drehschuß in die Maschen. Beim nächsten Angriff zeigte Rath erneut Mut, schoß wieder prächtig, doch der Pfosten verhinderte den Anschlußtreffer. Schildernswert im Gegenzug das 6:3 durch Vujasinovic. In Überzahl (im 3.Viertel 5 für Rom, 2 für Posillipo durch die Schiri Clara und Salino) setzt der Jugoslawe einen Gewaltschuß an, Torwart Tadic kommt zur Abwehr so hoch wie möglich aus dem Tor, Vujasinovic aber verzögert und schießt im Bogen. Über den langsam versinkenden Torwart senkt sich der Ball über die Linie.
Erneut Hoffnung für Posillipo durch Tore von Bencivenga und Kásás, doch Benedek mit seinem dritten Tor sorgt zur letzten Pause für einen beruhigenden 7:5-Vorsprung.
Als gleich drei Neapolitaner in die Strafzone müssen, gelingt Riccadonna ohne große Mühe das 9:6. Nun gibt niemand mehr etwas für Posillipo. Doch diese Mannschaft war nicht von ungefähr zweimal Europachampion. Der plötzlich entfesselt aufspielende Rath sorgt kurz nacheinander für zwei Tore (davon ein Strafwurf), De Georgio gleicht sogar zum 9:9 aus. Noch gut eine Minute!
>Doch dieser Abend gehört den Römern, Mangiante und Benedek stellen das 11:9-Schlußergebnis her. Die Kulisse feiert ihre Helden. 4 mal 9 spannende Minuten sind regelrecht verflogen.

Die Torschützen:
Für den neuen Meister Rom: Benedek (4), Angelini (2), Vujasinovic, Victorioso, Ferretti, Riccadonna und Mangiante.
Für Posillipo: Rath (3), Kásás (2), Silipo (2), Bencivenga und De Georgio.

Im Spiel um Platz 3 der Meisterschaft gewann Florenz mit "Golden Goal" durch Bruschini gegen den Meister von 1997 und 1998, Conad Pescara, mit 9:8 (2:1,2:1,1:3,2:2 - 0:0,1:1 - 1:0).

(27.06.1999)

Italien, 80.Titelkampf

Posillipo und Roma streiten um den Titel
Meister Pescara nach schwacher Leistung aus dem Rennen


VON DR. GÜNTER SCHWILL


Final Four in Rom, Halbfinale:
Posillipo Neapel - Conad Pescara 9:3 (1:1,3:0,2:1,3:1)
Ina Assitalia Rom - RN Florenz 9:5 (3:2,3:1,2:1,1:1)

Die Wunschbegegnung ist perfekt. Posillipo und Rom erkämpften sich mit überzeugenden Leistungen im Halbfinale das Endspiel der 80.Meisterschaft von Italien.
Beim Auftaktspiel führte Posillipo den Angstgegner Pescara mit 9:3 regelrecht vor. Konsequente Pressdeckung das ganze Spiel hindurch ließ Pescara nicht zur Entfaltung kommen. Besonders die vom Routinier Manuel Estiarte erhofften Impulse blieben aus. Nach dem Führungstor von Amadeo Pomilio war nichts mehr von Pescara zu sehen, während Posillipo Tor um Tor schoß und bis auf 6:1 gegen Ende des 3.Viertels wegzog.
"Die Torleute entscheiden die Meisterschaft", hatte Posillipos Milan Tadic zuvor geäußert. Ihm gelang ein sehr gutes Spiel mit acht großen Paraden. Dagegen hatte Pescaras Torwart Attolico unter den Augen von Ratko Rudic nichts zu lachen. Bei Fernschüssen, Bogenbällen und etlichen Traumkombinationen sah der Nationaltorwart "alt" aus. Das Handikap, den holländischen Star Harry Van der Meer wegen einer Verletzung nicht einsetzen zu können, laste sichtbar auf dem Titelverteidiger der letzten beiden Jahre.
Die Tore schossen:
Posillipo: Rath (2), Kásás (2), Silipo (2), Postiglione (2) und Fiorentino
Pescara: Pomilio, Roberto Calcaterra und Estiarte.

Im zweiten Halbfinale stieß Rom bei Florenz auf unerwartet zähen Widerstand. Eine schnelle 3:0-Führung ging ebenso schnell wieder verloren. Sehenswert dabei der Anschlußtreffer zum 3:2 durch Dusan Popovic, der aus ca. 8 Meter Entfernung einen Bogenball ansetzte, der mit Ertönen der Sirene die Torlinie passierte.
Nach dem Ausgleich zu Beginn des 2.Viertels durch einen nur noch selten gezeigten Druckwurf von Sottani legte Rom erheblich zu und schoß erneut drei Tore in Folge. Bis 9:4 wurde die Führung unter dem Jubel der Fans ausgebaut, ehe Dimitri Gorchkov das Ergebnis auf 9:5 verbesserte.
Torwart Marco Gerini zeigte sieben sehenswerte Paraden, sein Gegenüber Tempesti war gegen die plazierten Schüsse, besonders von Benedek und Ferretti, machtlos.
Die Tore schossen:
Rom: Benedek (2), Ferretti (2), Vujasinovic, Vittorioso, Gandolfi, Angelini und Mangiante.
Florenz: Sottani (2), Brazzatti, Popovic und Gorchkov.


Der Besuch des ersten Abends von anfangs 2000, später ca. 3000 Zuschauern blieb weit hinter den Erwartungen zurück, wird aber zum Finale wesentlich höher eingeschätzt.

(26.06.1999)

Italien, Final Four 1999

Italien, 80.Titelkampf

Wie ein Gang der Gladiatoren ins Collosseum


VON DR. GÜNTER SCHWILL


Wenn am Sonnabend die beiden erfolgreichsten Mannschaften der letzten 10 Jahre ins römische Forum Italicum einziehen, schweifen die Gedanken in die Antike zurück, als die Gladiatoren in die Arena des benachbarten Collosseums einzogen. Unter den Augen von ca. 10.000 Römern müssen alle Kräfte und Künste gezeigt werden, damit der "Daumen des Kaisers" nicht nach unten weist.
Dabei ist programmiert, daß einer der beiden Favoriten, Pescara oder Posillipo, vorzeitig auf der Strecke bleibt, während der Sieger bis Sonntag hoffen darf, wenn er auf den fast sicheren Finalisten Ina Rom trifft.

"Die Ausländer entscheiden die Meisterschaft", hatte Pescaras Trainer Ljubisa Meckic im Laufe der Woche gegenüber "Il Messagero" geäußert. Er, der es in den beiden vergangenen Jahren fertiggebracht hatte, den Favoriten Posillipo um die Meisterschaft zu bringen, bangt um eine seiner Geheimwaffen.
Der Holländer Harry Van der Meer wurde beim EM-Qualifikationsturnier in Veenendaal mit einem mächtigen Bluterguß am rechten Oberschenkel vorzeitig außer Gefecht gesetzt. Holländische und italienische Ärzte kämpften in dieser Woche um seine rechtzeitige Wiederherstellung.
Der zweite Ausländer bei Pescara ist der Serbe Petar Trbojevic, ein ganz schneller Schwimmer. Bei einem Kurzbesuch in seiner Heimat brach der Krieg aus. Am nächsten Tag sah sich Trbojevic zur Landesverteidigung schon in Uniform. Nur intensive Kontakte auf diplomatischer Ebene ließen ihn wieder ausreisen.
Noch einen dritten "Ausländer" hat Meckic in seinem Team, den Spanier Manuel Estiarte, mittlerweile jedoch auch mit italienischem Paß ausgestattet. Von seinen Ideen hängen Erfolg und Mißerfolg seiner Mannschaft ab.

Gegner Posillipo aus Neapel hat eine schwere Bürde zu tragen. Nach dem Ausscheiden der Brüder Franco und Pino Porzio ist die Mannschaft nicht wieder zu alter Stärke zusammengewachsen, trotz des Superstars aus Ungarn, Tamás Kásás, der Spielmacher und Torjäger zugleich ist. Auch der Rumäne Bogdan Rath, ein intelligenter Spieler und gefährlicher Linkshänder, hat niemals die "tödliche Linke" von Franco Porzio ersetzen können.
Trainer Paolo De Crescenzo, in dieser Funktion achtfacher italienischer Meister mit Posillipo, hat eine schwere Hypothek zu tragen: Er muß gewinnen, da er nicht mehr das Freilos des Europacup-Siegers wie in den Vorjahren hat. Die Verbandsstrafe für seinen Protest gegen das Spielsystem hat ihn und seine Mannschaft hart getroffen. Daraufhin ging nicht nur der Europacup in eigener Halle verloren, auch der Zuspruch hatte bei weitem nicht den Erwartungen entsprochen, was ein riesiges Finanzloch hinterließ. Zu allem Unglück zog sich auch noch Team-Manager Franco Porzio zurück. Es steht nicht gut für die Zukunft Posillipos.

Der große Favorit, nicht nur wegen des Heimvorteils, ist Ina Assitalia Rom. Wenn der Ausspruch über die Ausländer sticht, dann hat Rom mit dem Ungarn Tibor Benedek, dem Topscorer der Saison in Italien, und mit dem Jugoslawen Vlad Vujasinovic, dem wohl teuersten Einkauf (es hieß 150.000 DM Jahresgage), die besten Kräfte in seiner Mannschaft.
Für Trainer Pierluigi Formiconi ist es die erste Betreuung einer Top-Männermannschaft. Im Vorjahr hatte er Lazio geführt, die ohne ihn jetzt absteigen mußten. Bekannt und verdienstvoll machten ihn seine Erfolge mit der italienischen Frauen-Mannschaft. Er holte EM-Gold in Wien (1995) und Sevilla (1997) sowie WM-Gold in Perth (1998).

Florenz, der Vierte im Bunde, ist totaler Außenseiter. Das Erreichen des "Final Four" war schon ein Husarenstück. Immerhin ist kein Geringerer als Gianni Lonzi Präsident der Florentiner, seit letzter Woche auch ernsthafter Anwärter auf den Posten des italienischen Verbandspräsidenten (FIN). Doch diese Wahl, die dem italienischen Wasserball noch weitere Impulse geben dürfte, ist erst am 3.7.1999. An diesem Wochenende schlägt erst einmal die Stunde der Gladiatoren im Kampf um die 80. Italienische Meisterschaft.


Halbfinale, Sonnabend, ab 19.30 h (RaiSat direkt):
Pescara - Posillipo, danach (21.00 h) Rom - Florenz.
Finale, Sonntag, ab 19.30 h: Kleines Finale, Großes Finale

(24.06.1999)

10.000 Zuschauer zum Meisterschaftsfinale erwartet

VON DR. GÜNTER SCHWILL


Die Meisterschaft in Italien, "lo scudetto", ist d a s Ereignis, dem mehr entgegengefiebert wird als dem Europa-Cup drei Wochen zuvor. 10.000 Zuschauer werden in Rom im WM-Schwimmstadion erwartet, ein Titelwechsel liegt in der Luft.

Mit einem enormen Kostenaufwand von etwa 400.000 DM wird das Spektakel in Szene gesetzt. Das italienische Fernsehen (RaiSat) verfolgt das Geschehen live.

Erstmals wird nach neuem Modus gespielt. In einem "Final Four" fällt die Entscheidung an zwei Spieltagen. Qualifiziert haben sich für die beiden Halbfinals am Sonnabend, dem 26.Juni:
CN Posillipo Neapel-Conad Pescara (19.30 h) und
Ina Assitalia Roma-R.N. Florentia (21.00 h).

Am Sonntag steigt das Spiel um Platz 3 um 19.30 h, das Finale um die 80.Italienische Meisterschaft um 21.00 h.

Veranstalter Rom mit den überragenden Spielern Benedek (genannt "Benedetto"), Vujasinovic, Ferretti und Gerini unter Führung von Coach Pierluigi Formiconi wird heimlich als neuer Meister gehandelt. Nur einmal zuvor (1954) ist in Italiens Wasserball ein Titel an Rom gefallen.

An Prämien stehen über 100.000 DM zur Verfügung, von denen etwa die Hälfte an den neuen Champion gehen wird.

Die letzten Pflichtspiele der zwei Vierer-Gruppen hatten folgende Ergebnisse gebracht:

 
Gruppe 1:
Posillipo - Savona      14:6
Pro Recco - Florentia   12:13
 
Die Abschlußtabelle:
1. Posillipo   33 Punkte
2. Florentia   20
3. Savona      11
4. Pro Recco    5
 
Gruppe 2:
Ina Roma - Pescara     8:6
Bologna - Can.Napoli  14:9
 
Die Abschlußtabelle:
1. Ina Roma     36 Punkte
2. Pescara      24
3. Bologna       6
4. Can.Napoli    6

(23.06.1999)


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