Die Olympia-Qualifikation - Teil I
Zwischen Olymp und Hades, zwischen Hoffen und Bangen

VON DR. GÜNTER SCHWILL


Mit welch unerwartetem Ausgang Olympia-Qualifikationsspiele ablaufen können, haben gerade in Palermo Italien und Ungarn, zwei der grossen Favoriten bei den Frauen, leidvoll erfahren müssen. Nun können sich bei den Männern 16 Nationalmannschaften vom 6.-14.Mai in Hannover Hoffnungen auf den Wettkampf unter den "Fünf Ringen" in Sydney machen. Für fünf Teams wird Hannover Durchgangsstation zu diesem Ziel, für den Rest wird die Niedersachsenmetropole Endstation olympischer Träume.

Seit 1948 gibt es in der 100jährigen olympischen Wasserballgeschichte Qualifikationen mit unterschiedlichen Ausscheidungskriterien, ein regulativ vor überbordender Teilnahme.

1948 in London waren die Völker dieser Erde noch alle willkommen, mit Ausnahme der geächteten Kriegsgegner Deutschland und Japan. 18 Nationen kämpften um die Medaillen, gespielt wurde in 6 Gruppen. Nach nur zwei Spielen schieden die jeweils Gruppenletzten vorzeitig aus.

1952 in Helsinki meldeten sich 21 Nationen für das Wasserball-Turnier, eine Rekordzahl. Da nur 16 Plätze für das Turnier zur Verfügung standen, wurde die Ausscheidung "vor Ort" vorgenommen. Argentinien erhielt ein Freilos. Dazu kamen die Sieger der 10 gelosten Paarungen aus der 1.Qualifikation. Die 10 Verlierer erhielten eine zweite Chance, um untereinander in der 2. Qualifikation die restlichen fünf Plätze auszuspielen. Deutschland traf in der 1.Qualifikation auf Rumänien und gewann überzeugend 8:4 (4:1). Damit war die fünfte deutsche Olympiateilnahme nach 1900 (Paris), 1928 (Amsterdam/Goldmedaille), 1932 (Los Angeles/Silbermedaille) und 1936 (Berlin/Silbermedaille) gesichert. Im Turnier aber blieb Deutschland unplaziert.

1956 in Melbourne wurde das Teilnehmerfeld wegen des "am Ende der Welt" liegenden Olympiaortes nicht ausgeschöpft und blieb mit 10 Mannschaften relativ klein. Deutschland nahm teil, konnte sich aber intern mit der DDR nicht auf eine gemeinsame Mannschaft, wie es bei den Schwimmern geschah, einigen. So wurden 6 Ausscheidungswettkämpfe zwischen der Bundesrepublik und der DDR vereinbart. Drei fanden im niedersächsischen Alversdorf, drei im Friesenstadion in Ost-Berlin statt. Die Bundesrepublik gewann fünf dieser Begegnungen mit einem Gesamttorverhältnis von 30:12 und stellte folglich die Mannschaft. Sie erreichte in Melbourne den 6.Platz, hätte jedoch bei Berücksichtigung der besten DDR-Spieler (Bezold/Magdeburg und Albrecht/Berlin) besser abschneiden können.

1960 in Rom gehörte Deutschland wieder ein fester Platz im 16köpfigen olympischen Teilnehmerfeld. Innerdeutsch jedoch wiederholte sich die Qualifikation zwischen Ost und West. Der Leistungsstand war inzwischen etwa gleichstark. Zwei Spiele in Wuppertal gingen an die Bundesrepublik, die beiden Ausscheidungen in Leipzig fielen an die DDR. Erst eine fünfte Begegnung im neutralen Uppsala/Schweden fiel mit 3:1 (2:1) an die Bundesrepublik. Wie schon 1956 fand sich die Wasserballführung trotz einer gesamtdeutschen Olympiamannschaft nicht bereit, die besten DDR-Spieler (Bezold und Kluge/beide Magdeburg) in das Wasserballteam zu integrieren. Erreicht wird im Endklassement wieder ein 6.Platz.

copyright by Dr. Günter Schwill, 1.Mai 2000


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