XX. Universiade in Palma de Mallorca


Spanien Studenten-Weltmeister im Wasserball

VON DR. GÜNTER SCHWILL


Mit einem 6:5-Sieg im Finale über den Titelverteidiger Italien gewann Spanien bei der XX. Universiade in Palma de Mallorca den Studenten-Weltmeistertitel im Wasserball. Den Kampf um Platz 3 entschied Ungarn mit 13:7 (4:3,2:1,5:2,2:1) über die USA für sich.
Platz 5 sicherte sich Kuba mit 6:5 gegen Jugoslawien, Rußland belegte Rang 7 durch ein 7:5 gegen Kanada.

15 Nationen hatten vom 3.-12.Juli an dem 10tägigen Wasserball-Turnier der Universiade teilgenommen. Seit 1959 alle zwei Jahre werden diese Spiele ausgetragen. Die nächste Begegnung der akademischen Jugend erfolgt 2001 in Peking, die übernächste 2003 in Monterrey/Mexiko. Deutschland, in früheren Jahren auch am Studenten-Wasserballturnier beteiligt, will nach Bekunden seines Wasserballwartes Ewald Voigt-Rademacher die Wiederaufnahme einer deutschen Beteiligung prüfen.

Nationalmannschaften von morgen im Einsatz

Die Spiele auf Palma de Mallorca waren für viele bedeutende Wasserballverbände eine willkommene Gelegenheit, jungen talentierten Spielern Wettkampferfahrungen zu ermöglichen und ihnen gleichzeitig das Erlebnis einer "kleinen" Weltmeisterschaft zu bieten.
Zahlreiche Spieler aus den Medaillenteams haben dabei schon einen beachtlichen Bekanntheitsgrad. So stellte der neue spanische Meister Real Canoe etwa die halbe Mannschaft des neuen Universiade-Siegers. Neben Torwart Gonzáles gehörten dazu Carlos Garcia, Fernando Salazar, Hernandez und Villar. Die Teneriffa-Mannschaft Martiánez war mit ihrem Torjäger Juan-Pablo Sanchez am Erfolg beteiligt.
Italien, gerade erst mit der Meisterschaft zu Ende, verzichtete diesmal auf eine Blockbildung und stellte eine "bunte Mischung" zusammen. Die bekanntesten Spieler waren Onofrietto (Posillipo), Torwart Tempesti von Florenz sowie Buonocore und Torwart Violetti (CC Napoli). Savona, Recco, Civitavecchia, Bologna und Palermo waren ebenfalls vertreten.
Der Geheimfavorit dieses Jahres, Ungarn, mußte nach der Halbfinalniederlage gegen Spanien mit Bronze zufrieden sein.
Mit fünf Spielern des Meisters BVSC Budapest waren die Ungarn in den voraufgegangenen 7 Begegnungen allen ihren Gegnern deutlich überlegen gewesen. Einzig der Ausrutscher gegen Spanien (5:6) kostete den Sieg. Es spielten von BVSC: Szécsi im Tor, Ibolya, Varjas, Tiba und Pétik. Vom Vizemeister Ferencvaros spielten Adam Steinmetz und Székely. Pokalsieger Honvéd-Spartacus stellte Jäger und Barany sowie den Trainer István Kovács. Von LEN-Pokalsieger UTE war Binder im Aufgebot.

Deutschlands Wasserballer hatten bisher wenig Interesse an einer Teilnahme gezeigt, nur sechs von 20 möglichen Meldungen erfolgten. Bei der 1. Universiade 1959 in Turin erreichte Deutschland mit Platz 4 (von 7 Mannschaften) die bisher beste Plazierung. 1977 in Sofia stand ein starkes Team zur Verfügung, trotzdem sprang nicht mehr als Platz 10 heraus. Die bisher letzte Teilnahme eine deutschen Wasserballmannschaft erfolgte 1991 in Sheffield. Hier kam das deutsche Team auf Platz 7.

Um den Wert dieser Weltfestspiele der akademischen Jugend zu betonen, wird noch einmal ein ganz Großer des deutschen Wasserballs zitiert, der leider viel zu früh verstorbene Uwe Gassmann (aus Vereinsnachrichten "Wasserfreunde Spandau 04", Nr.5/78):

Universiade in Sofia

Die Universiade (Olympiade der Studenten) wird alle zwei Jahre ausgetragen. 1973 war Moskau der Gastgeber, 1975 richtete Turin die Studentenspiele aus, 1977 Sofia (Bulgarien), 1979 trifft sich die akademische Jugend in Mexico City.
Die Universiade stellt nach den Olympischen Spielen die zweitgrößte Sportveranstaltung dar. Bei der Eröffnung marschierten rund 10.000 Sportler aus 82 Nationen in das "George-Dimitroff-Stadion" ein. Das Wettkampfangebot war ebenso vielfältig wie bei den Olympischen Spielen. Die Sportler waren alle unter den größtmöglichen Sicherheitsvorkehrungen im Studentendorf kaserniert; für die Israelis gab es einen zusätzliche Schutz.
Am Wasserballturnier nahmen 16 Nationen teil, die auf vier Gruppen verteilt wurden. Deutschland mit den Spandauer Spielern Günter Vogel, Michael Loeck, Thomas Loebb und Uwe Gassmann spielte mit Titelverteidiger Ungarn, den USA und Brasilien in einer Gruppe. Um sich für die Spiele der letzten Acht zu qualifizieren, mußte in unserer Gruppe mindestens der zweite Platz erreicht werden.
Mit einem Handicap gegen die USA begannen unsere Spiele. Trainer Dr. Kozel und vier in Jönköpping bei der Europameisterschaft eingesetzte Spieler trafen erst Minuten vor Spielbeginn im Stadion aus Schweden kommend ein. Prompt lagen wir nach der Hälfte der Spielzeit mit vier Toren im Rückstand. Endergebnis 2:6.
Am folgenden Tag ging es für uns gegen Ungarn um unsere letzte Chance. Das Spiel lief gut und stand bis kurz vor Schluß 5:5 auf des Messers Schneide, ehe der derzeit weltbeste Wasserballer Farago den Siegestreffer zum 6:5 für Ungarn landete. Im letzten Gruppenspiel bezwang Deutschland Brasilien mit 7:3.
Sieg, Unentschieden und Niederlage gab es in der Trostrunde gegen Japan, Kanada und Kuba, so daß Deutschland im Klassement auf Platz 10 landete. Rumänien, Ungarn und Italien belegten Medaillenränge.
Einen guten internationalen Einstand feierte der fünfte Berliner im Wasserball: Schiedsrichter Viktor Selzsam.
Neben den sportliche Begegnungen der Universiade 1977 sind es viele persönliche Eindrücke und Erlebnisse in der Hauptstadt Bulgariens und ihrer Umgebung, die uns in Erinnerung bleiben werden. Uwe Gassmann

(13.07.1999)


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