Wasserball bleibt Lieblingssportart der Ungarn


VON DR. GÜNTER SCHWILL


Mit überwältigender Mehrheit wurde die ungarische Wasserball-Nationalmannschaft bei der Wahl zum "Sportler des Jahres" in ihrem Land auf Platz 1 gewählt. Damit wurden im Budapester Kongress-Zentrum am Donnerstag abend die überzeugenden Leistungen der Wasserballer bei der EM in Florenz und dem Weltcup in Sydney mit 767 Punkten von den Sportjournalisten des Landes anerkannt.
Zweiter wurde das Team des Modernen Fünfkampfes (462 Punkte) vor der Frauen-Degenmannschaft (254 Punkte). Knapp geschlagen auf Platz 4 folgte die Frauen-Handballmannschaft (248 Punkte).
In der engeren Auswahl standen 21 Mannschaften, darunter auch der dreifache Europacupsieger der LEN-Trophy, Ujpest Budapest.

Ungarn hatte im September in Florenz durch einen 15:12-Erfolg im Finale gegen Kroatien zum 12.Mal bei den Männern die Europameisterschaft gewonnen. Zwei Wochen darauf fiel auch der Titel des XI. Weltcups in Sydney durch einen 5:3- Finalsieg gegen Italien zum drittenmal an die Magyaren.

Auch im Einzelwettbewerb waren zwei Wasserballspieler unter den 24 zur Wahl stehenden Sportlern vertreten. Zu ihnen gehörten Tamas Kásás, der im dritten Jahr als Profi bei Posillipo in Neapel spielt und als einer der weltbesten Wasserballer überhaupt gilt, sowie Peter Birós, der im Finale in Florenz 6 Treffer schoss. Beide konnten sich nicht unter den ersten sechs plazieren. Es siegte der Fünfkämpfer Gabor Balogh vor dem Kanuten Akos Vereckei und dem Degenfechter Vilmos Lázár.

Zu den besten Trainern zählten von 33 Bewerbern vier Wasserballer: Dr. Tamas Farago (Vasas), György Gerendás (bei Ungarns Meister BVSC), Gábor Godova (LEN-Trophy-Sieger Ujpest) und Dr. Dénes Kemény (Nationalmannschaft). Auch hier kam kein Wasserballer unter die ersten sechs. Es gewann der Schwimmtrainer László Kiss.

In der Gruppe der Nationaltrainer, oder wie es in Ungarn so wohlklingend heißt unter den Verbandskapitänen, gewann wieder der Wasserball. Dr. Dénes Kemény siegte mit 765 Punkten mit fast identischer Punktzahl wie sein von ihm betreutes Team. Nach ihm rangierten Gábor Pécsi (Moderner Fünfkampf) mit 602 Punkten vor Kajak-Trainer Zoltán Angyal (441 Punkte).

Unverständnis für DSB-Noten in Deutschland

Auch Deutschlands Sportjournalisten hatten die deutsche Wasserball-Nationalmannschaft schon einmal auf Platz 1 gesetzt. Es war im Jahr 1981 nach dem Gewinn der Europameisterschaft in Split. Spieler wie Peter Röhle, Günter Kilian, Jürgen Stiefel, Werner und Ralf Obschernikat, Rainer Osselmann, Hagen Stamm, Frank Otto, Roland Freund, Thomas Loebb, Bernd Weyer, Jürgen Schroeder und Michael Wendel unter Trainer Nicolae Firoiu waren damals die gefeierten Helden der Nation.
Zur Zeit dagegen gibt es unverständlich schlechte Noten bei der Einstufung des DSB. Dass der deutsche Wasserball viel besser ist als die Beurteilung "Ziel nicht erreicht", zeigte WF Spandau 04 durch den Einzug in die Champions League. Auch die Nationalmannschaft wird bei der Olympia-Qualifikation ihre Stärke beweisen. Ein 8.Platz bei der letzten EM in Florenz bei knappen Ressourcen ist keine unbefriedigende Leistung in einer doping- und skandalfreien Amateursportart.

 (18.12.1999) 

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