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Thiedke und die Wasserballprovinz

Der neue Trainer des Bundesligisten SV Cannstatt hofft auf eine Zusammenarbeit mit Gabor Buijka

Von KATRIN GROS

Stuttgart. Der SV Cannstatt hat einen neuen Wasserballtrainer. Henry Thiedke - bisher bei Berlin Neukölln -. ist von dieser Woche an für das Bundesligateam verantwortlich.

"Bin ich froh, dass das jetzt alles geklappt hat, sagt Henry Thiedke und seufzt erleichtert. So einige Stolpersteine hat der Berliner bis zu seiner Unterschrift überwinden müssen. Eine Meldung der Deutschen Presse-Agentur, die Anfang August über einen Vertragsabschluss zwischen Thiedke und dem SV Cannstatt berichtete, hatte für etlichen Wirbel gesorgt. "Dadurch wurde es für den Verein und mich natürlich schwieriger, in aller Ruhe über die Einzelheiten zu reden", erinnert sich der bisherige Trainer des Bundesligateams Berlin Neukölln. Und auch die Tatsache, dass der bis dahin offizielle SVC-Trainer Gabor Buijka im Ungarn-Urlaub von seinem Landsmann und Vfl-Fußballprofi Krisztian Lisztes über den Trainerwechsel informiert wurde, trug nicht gerade zu entspannten Vertragsverhandlungen bei.
Nun ist er aber da, der waschechte Berliner, der ein neues Wasserball-Knowhow mit nach Stuttgart bringen möchte. "Gegenüber dem Norden ist der Süden Deutschlands schon noch so etwas wie eine Wasserballprovinz", sagt der 39-jährige Thiedke, der seine neue Aufgabe in Stuttgart als eine Herausforderung sieht.
Der Kontakt zwischen Thiedke und dem SVC kommt nicht Von ungefähr: Präsident Frank Otto und Henry Thiedke waren jahrelang Mannschaftskollegen, gemeinsam holten sie 1979 und 1980 den deutschen Meistertitel für Spandau 04. Unter anderem auch deshalb hat sich Thiedke für den SVC und nicht für den ebenfalls interessierten Konkurrenten SSV Esslingen entschieden. Außerdem hat Cannstatt nach Ansicht von Thiedke ,,momentan die bessere sportliche Perspektive«.
Sportlich gesehen will der dienstälteste Wasserballtrainer der Liga an die Leistungen der vorigen Saison anknüpfen. Die beiden Abgänge' von morsten Kraut und Axel Heintel zum SSV Esslingen seien zwar eine Schwächung des Teams, allerdings glaubt Thiedke, "nicht schlechter zu sein als in der vergangenen Saison", da die beiden Routiniers Jürgen Rüdt und Imre Szerdahelyi dem Verein noch ein weiteres Jahr zur Verfügung stehen. Ein Platz unter den besten sechs Mannschaften ist damit Pflicht, aber ,,wir streben natürlich eine bessere Position an", so Henry Thiedke, der seit 1987 Männerbundesligisten trainiert. Vor allem durch Motivation will er den Cannstättern einen neuen Schub geben. "So kann man oft Spiele gewinnen, die einem keiner zutraut", sagt der 39-Jährige.
Dass der Berliner mit seiner neuen Mannschaft gleich im Europapokal spielt - der SVC war nach dem Verzicht von Rote Erde Hamm überraschend noch nachgerückt, ist ihm nur recht: "Einen besseren Einstieg kann man doch gar nicht haben", sagt Thiedke, ,,wir haben nichts zu verlieren."
Ob sein Vorgänger Gabor Buijka auch weiterhin beim SV Cannstatt beschäftigt bleibt, wird sich erst in den nächsten Tagen klären. Buijka soll sich verstärkt um den Nachwuchs des Vereins kümmern. Nach An-sicht von Thiedke würde diese Tätigkeit den Verein stärken, denn bisher gab es für den Jugendbereich keinen eigenständigen Trai-ner. So hofft Hcn~y Thiedke auf eine Einigung mit Gabor Buijka: "Wir beide könnten ein Team bilden und gemeinsam den Cannstatter Wasserball voranbringen."

(Stuttgarter Zeitung, September 1999)


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