Vor den Jahrtausendspielen in
Sydney (2)
Kuba
torpediert Spaniens Medaillenhoffnungen - Iván Pérez
aber wirft noch nicht das Handtuch
Iván Pérez-
Teilnahme in Sydney von Kuba nicht gewollt
VON DR. GÜNTER SCHWILL
Im Land des
Olympiasiegers Spanien überschlagen sich die
Medienereignisse. Der Wasserballsport ist in die
Schlagzeilen gekommen. Seit Tagen wird eine harte
sportpolitische Kontroverse um den früheren Kubaner Iván
Pérez geführt. Seine Teilnahme für Spanien an den
Olympischen Spielen in Sydney ist ernsthaft gefährdet.
Den Anstoss für diese Affäre gab die Weltmeisterin im
Weitsprung, Niurka Montalvo, die nach ihrer kürzlichen
Heirat mit einem Spanier jetzt für ihre neue Heimat in
Sydney starten wollte. Kuba verweigerte die Freigabe und
sprach von "Athletenraub". Die
Auseinandersetzung eskalierte schnell. Fluchtartig
verliessen alle kubanischen Athleten, die sich derzeit in
Spanien auf die Spiele vorbereiteten, das Gastland, um in
Italien ihr Training fortzusetzen.
Durch die Auseinandersetzung bei den Leichtathleten kam
der Wasserballspieler Iván Pérez ins Gespräch, der
1995 aus Kuba ausgewandert war und seit fast drei Jahren
spanischer Staatsbürger ist. Als Centerspieler der
Nationalmannschaft zählt er zu den besten Athleten
seines Fachs. Er hatte wesentlichen Anteil an Spaniens
Sieg bei der letzten Weltmeisterschaft in Perth im Januar
1998. Verärgert durch die Montalvo-Affäre zog Kuba
jetzt die Notbremse, berief sich auf die Olympische
Charta, Paragraph 46, nach der eine Freigabe innerhalb
von drei Jahren nach Staatsbürgerschaftswechsel zur
Ermessenssache des Geburtslandes gehört. Bei Pérez, der
am 23.Oktober 1997 Spanier wurde, fehlen ganze 37 Tage an
der 3-Jahres-Frist.
Mit der Sperre von Pérez schwinden Spaniens Hoffnungen
auf einen Medaillenrang beträchtlich. Doch Kuba scheint
nicht zum Einlenken bereit und scheut auch keine
diplomatische "Eiszeit". Zu gross ist die Sorge
um einen Massenexodus in Sydney.
In einer Pressekonferenz in Madrid vertrat Alberto
Juantorena, 1976 Doppelolympiasieger in Montreal, als Präsident
des kubanischen Leichtathletikverbandes die harte Linie
des Castro-Regimes. Er sprach deutliche Worte von "Zweckehe"
und "Söldnern", beklagte das Abwerben von
Spitzensportlern durch reiche Länder und verwies auf den
Bruch eines bisher 10jährigen Übereinkommens zwischen
Spanien und Kuba.
Iván Pérez legte dar, dass er im Wasserballsport kein
"Millionario" werden könne, dass seine
Ausreise 1995 legal gewesen sei, er Kuba nicht schade, da
dessen Mannschaft nicht in Sydney beteiligt sei, und er
sich nach wie vor als Kubaner fühle, was er durch alljährliche
"Heimreisen" mit seiner katalanischen Frau und
seinem Sohn beweise. Nationaltrainer Juan Jané, der von
den bisher ausgezeichneten Beziehungen zu Kuba sprach,
verwies auf völlig unterschiedliche Fälle bei Pérez
und Miurka Montalvo.
Die endgültige Benennung seiner Olympia-Auswahl bleibt
so lange offen, bis Klarheit im Fall seines
Centerspielers Iván Pérez besteht. Der Ex-Kubaner hofft
noch und wirft noch nicht das Handtuch, wie die Überschrift
in EL DIA vom 18.August lautete.
Das 15köpfige Aufgebot Spaniens:
Mit 9 Olympiasiegern und 10 Weltmeistern baut Trainer
Juan Jané auf ein eingeschworenes und eingespieltes Team,
für das der Meister Real Canoe (4) und Vizemeister
Atletic Barceloneta (5) die meisten Spieler abstellen.
Der fast 39jährige Manuel Estiarte nimmt als erster
Wasserballspieler der Welt zum sechsten Mal an
Olympischen Spielen teil.
Atletic Barceloneta (5x): Manuel Estiarte, Jordi Sans,
Angel Andreo (Torwart), Salvador Gomez, Gustavo Marcos
Real Canoe (4): Iván Moro, Daniel Moro, Gabriel
Hernandez, Javier Sanchez Toril
CN Catalunya (2): Jesus Rollan (Torwart), Sergio Pedrerol
CN Barcelona (1): Iván Pérez
CN Sabadell (1): Daniel Ballart
CE Mediterrani (1): José Ramon Diaz
CN Terrassa (1): Pedro Garcia
© by Dr.
Günter Schwill, 19.08.2000
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