Europapokal der Landesmeister

Qualifikation zur Champions League 2000

26.-28.11.1999 in Berlin

Zum 20. (!) Mal Spandau im Europapokal der Landesmeister dabei

VON SVEN-UWE DETTMANN

Zum 20igsten Mal in 21 Jahren nimmt der deutsche Rekordmeister im Wasserball, Wasserfreunde Spandau 04, am Europapokal der Landesmeister teil.
In diesem Wettbewerb haben die Spandauer bisher 161 Spiele absolviert. 109 Siege stehen dabei nur 13 Unentschieden und 39 Niederlagen gegenüber (231 : 91 Punkte). Und auch das Torverhältnis ist eindeutig positiv. 1787 Treffer wurden erzielt und nur 1107 Tore kassiert.

Aber die Statistik ist eine Sache, die Gegner des kommenden Wochenendes eine andere. Mit dem Champions League Gewinner aus Split und dem Italienischen Meister Rom kommen zwei ganz dicke Brocken auf die Spandauer zu. Der dritte Gegner aus der Schweiz, SC Kreuzlingen, ist zwar schwächer einzuschätzen, wird aber von Trainer Peter Röhle und seinen Spielern nicht unterschätzt.

Röhle: " Wir nehmen jeden Gegner ernst. In der zweiten Runde der Champions League gibt es keine leichten Gegener mehr. Nur noch schwere und ganz schwere !"

Ina Assitalia Rom


VON DR. GÜNTER SCHWILL

Seit 35 Jahren, als ein Bud Spencer in Italien noch um Wasserballmeisterschaften kämpfte, fiel 1999 zum zweitenmal der Titel an Rom. Es war eine Skandalsaison, die mit zwei römischen Dopingfällen und unrühmlichen Schiedsrichterleistungen ihr Ende nahm. Alles aber änderte nichts am Ausgang des Finals, das Rom mit zwei Toren (11:9) gegen Posillipo Neapel gewann. Der Titel wurde Rom nicht aberkannt, aber die beiden aufgefallenen ausländischen Topspieler Vlad Vujasinovic (Jugoslawien) und Tibor Benedek (Ungarn) gesperrt. Diese Sperre aber betraf mehr deren Nationalmannschaften als den neuen italienischen Meister. Benedek konnte weder an der EM noch am Worldcup teilnehmen, trotzdem gewann Ungarn beide Titel auch ohne seinen Star. Vujasinovic wurde nur für 4 Wochen gesperrt, diese Zeit betraf die EM in Florenz, inzwischen ist er wieder spielberechtigt. Er ist der Kopf bei Rom, in Verteidigung und Angriff gleichermassen gut, dabei torgefährlich.
Benedek war vom italienischen Verband für 8 Monate gesperrt worden, inzwischen ist diese Zeit auf 3 Monate verkürzt worden. Damit wäre er genau vom 27.November an wieder spielberechtigt, wenn es zur Partie Spandau - Rom kommt. Inzwischen hat sich die FINA dieses Falles angenommen. Harm Beyer, früherer DSV-Präsident und Dopingbeauftragter der FINA, klärt am 22. November in Lausanne diesen Fall.

Interessant ist Roms Trainer Pierluigi Formiconi. Er betreut seit Jahren die italienische Nationalmannschaft der Frauen mit unglaublichem Erfolg. Er wurde gegen die starken Holländerinnen dreimal nacheinander Europameister (1995 in Wien , 1997 in Sevilla und 1999 in Prato) und im letzten Jahr in Perth auch Weltmeister.
Die Männer bei Rom coacht er seit einem Jahr, auch diese Meisterschaft ist sein Verdienst.
Nicht halten konnte er seinen Center Massimiliano Ferretti, der zu Recco, dem italienischen Traditionsverein und 18fachen Meister, gegangen ist. Ersatz sollte der US-Amerikaner Chris Humbert werden, ein Italienkenner durch zwei Meisterschaften mit Posilipo. Doch trotz gültigen Vertrages entschied sich Humbert, in den USA zu bleiben, um sich seine Olympiateilnahme zu sichern.
In der Sturmmitte ist Rom deshalb nicht gut besetzt. Der am letzten Freitag im ersten Spiel der neuen Meisterschaft gegen Syrakus eingesetzte Linkshänder Riccadonna stellte seinen Trainer aber zufrieden. Es fehlt jedoch ein starker Wechselspieler. In der Abwehr steht Rom gut. Mit Marco Gerini, dem Nationaltorwart, hütet ein guter Torwart den Kasten, Extraklasse aber stellt er nicht dar. Nationalspieler Angelini ist torgefährlich.

Splitska Banka (Posk Split)

Split ist der amtierende Champions-League-Gewinner. Sein herausragender Mann ist Trainer Dragan Matutinovic, ein "Paradiesvogel" unter den besten Trainern in Europa. Seine Jahre in Spanien als Nationaltrainer brachten die Vizeweltmeisterschaft 1991 in Perth (gegen Jugoslawien) und das Olympische Finale in Barcelona gegen Italien, das er erst nach Verlängerung verlor. Er ist sehr impulsiv und hat dadurch so manche "Matchstrafe" absitzen müssen.
Zu Spandau besteht eine besondere Verbindung. Matutinovic war 1986 Trainer von Mornar Split, dem Cupgewinner im Pokalsiegerwettbewerb. Im Supercup in Zürich traf Mornar auf Spandau, Matutinovic auf Alfred Balen. Der tragische Tod des Spandauer Trainers unmittelbar nach Spielschluss, als die Anspannung weichen sollte, ist immer noch gegenwärtig.
Nach dem letztjährigen Champions-League-Gewinn ist von Splitska Banka nicht mehr viel zu hören gewesen. Ein Trainerwechsel nach Pescara ging durch die italienischen Gazzetten ("Mit Matutinovic hat Pescara einen Goldfisch an der Angel", schrieb Il Messaggero), doch dieser Wechsel platzte im letzten Moment. Es wechselte Bruno Silic, Ex-Coach von Kroatien, über die Adria.
Die Meisterschaft in Kroatien hat noch nicht begonnen. Im Pokal schaltete Posk Split den Nachbarn Jadran Split sowie Solaris Sibenik und Medvescak Zagreb aus. Im Viertelfinale gewann Posk das Derby gegen Mornar Split, die Matrosen, in Hin- und Rückspiel. Die Ergebnisse aber sind ohne grossen Aussagewert. Erst im Halbfinale kommen interessante Gegner.

SC Kreuzlingen:

Die Mannschaft ist 1999 zum ersten Mal Schweizer Meister geworden in einem spannenden 5.Play-off mit 7:6 nach Verlängerung gegen den SC Horgen, den 26fachen Schweizer Titelträger und Meister der letzten Jahre, bei dem unser Peter Rusoran zwei Jahre lang als Trainer gearbeitet hatte.
Bei zwei Internationalen Turnieren im Vormonat in Braunschweig (Sieger Sintez Kasan) und Szolnok (Ungarn) gegen europäische Spitzenklasse (Sieger Naftagas Becej) sammelte Kreuzlingen Erfahrungen. Diese kamen den ehrgeizigen Wasserballern vom Bodensee im Europacup-Qualifikationsturnier in Kranj (Slowenien) schon zugute. Mit Siegen über den weissrussischen Meister Vitbich Vitebsk (8:6), Hapoel Tivon (Israel, 9:8) und City of Lancaster (9:7) bei nur einer Niederlage gegen Triglav Kranj (7:11) wurde die nächste Runde erreicht.
Die Aufstellung: Christof Baumann (Kapitän, Torwart), Michael Guntersweiler, Roman Buob, Jörg Wüthrich, Jan Lienheer, René Bär, Harry Gantenbein, Christof Höfel, Nandor Tary, Markus Nitzschke, Rudi Vacho, Marco Jetzer, Csaba Pellei, Laszlo Piti, Juraj Mudroch. Trainer: Sirko Röhl.
Nandor Tary (4), Lienheer (2) und Höfel (1) schossen die Tore gegen Kranj.

Kreuzlingen kommt völlig entspannt nach Berlin, da man keine Erfolge in dieser Leistungsspitze mehr erwartet. Man will aber "an Europa Maß nehmen". (Präsident und Pressemann Christof Keller)

(23.11.1999)

 


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