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Jahresrückblick 1999 Spandau 04
VON DR. GÜNTER SCHWILL


Das Jahr 1999 konnte sich sehen lassen! Meisterschaft, Pokal und Super-Cup, die drei jährlich vom Deutschen Schwimm-Verband vergebenen Titel, gingen alle an die "Wasserfreunde Spandau 04".
Dazu gelang wie in alten Zeiten auch international wieder der Vorstoss in die europäische Spitzengruppe, die Champions League.

Das Erfolgsteam:
Alexander Tchigir, Slawomir Andruszkiewicz, Timo Purschke, Deniz Pasaoglu, Lasse Noerbaek, René Grotzki, Alexander Elke, Thomas Schertwitis, Andreas Schlotterbeck, Patrick Weissinger (Kapitän), Igor Uchal, Dennis Wieder, Jens Pohlmann, Holger Jochem, Stefan Rath.
Trainer: Peter Röhle,
Manager: Volker Strobel,
Physiotherapeut: Michael Slota

Ein Wermutstropfen vor dem 50.Titelgewinn:

Erst im März 1999 wurde das Supercup-Spiel für das Jahr 1998 ausgetragen, wieder im grossen Rahmen in Berlin inszeniert. Berlins Bürgermeisterin Ingrid Stahmer, DSB-Präsident Manfred von Richthofen und Spandaus Stadtoberhaupt Konrad Birkholz, seit kurzem Spandauer Vereinsmitglied, waren anwesend, als Waspo Hannover in einem flotten Spiel Spandau die Show stahl und die Supercup-Bronzetrophäe "Jüngling von Marathon" mit einem sicheren 7:5-Erfolg an die Leine entführte. Ein Treppensturz hatte Spandaus Spielmacher Dirk Klingenberg tags zuvor ausser Gefecht gesetzt. Mit eingegipstem Arm schaute er zu, wie seine Mannschaft ohne ihn einfach nicht ins Spiel kam. Der 50. Titelgewinn musste verschoben werden.

Titel Nr.50 zu Pfingsten '99:

Um so klarer trumpfte das Spandauer Team im 27. DSV-Pokal auf. Das im "Final-Four-System" zu Pfingsten in Krefeld ausgetragene Turnier brachte zuerst einen 14:4-Sieg im Halbfinale gegen SV Bayer Uerdingen, dann den 7:5-Triumph im Finale gegen Waspo Hannover. 11 aktuelle Nationalspieler standen sich gegenüber, auf Spandauer Seite waren es der wieder genesene Dirk Klingenberg, Patrick Weissinger, Torwart Alexander Tchigir, Thomas Schertwitis, Jens Pohlmann und René Grotzky.Für Spandau war es der 17.Pokalgewinn seit dem legendären ersten Erfolg im Februar 1979 im Würzburger Hallenbad und zugleich der 50. Titelgewinn seit dieser Zeit. Nur der ASC Duisburg (1989), Delphin Wuppertal (1993) und Waspo Hannover (1998) durchbrachen je einmal die Spandauer Erfolgsserie.Wichtige Spandauer Spieler von damals waren auch diesmal in Krefeld dabei, nur jetzt in veränderter Position: Hagen Stamm als Vereinspräsident, Dr. Roland Freund als Mannschaftsarzt, Peter Röhle als Trainer und Dr. Michael Loeck als Vorsitzender der Deutschen Wasserball-Liga (DWL).

Die Meisterschaft - immer wieder Hauptziel der Saison:

Das saisonale Hauptziel, die Meisterschaft, lief ebenfalls auf vollem Kurs. Nach der doppelten Punktrunde stand Spandau einsam und ungeschlagen an der Tabellenspitze. Die Bilanz wies 42:2 Punkte und 269:104 Tore auf. Verfolger waren Rote Erde Hamm (36:8) und Waspo Hannover (31:13).In den Play-offs wurden nacheinander Hellas Hildesheim und ASC Duisburg ausgeschaltet. Gegen die Amateure jedoch gab es einen Warnschuss, denn das erste Spiel ging 7:5 verloren. Es sollte die einzige Niederlage der Saison bleiben. Voll konzentriert siegte Spandau im Rückspiel zu Hause 9:6 (nach 7:2-Führung) und tags darauf 7:4 im entscheidenden dritten Spiel und zog wieder einmal ins Finale ein.Der Gegner hiess wie in den drei Jahren zuvor Rote Erde Hamm. Es gab eine Demonstration in zwei Akten. Souverän wurde das erste Spiel in Hamm vor etwa 800 Zuschauern 9:4 gewonnen. "Lange nicht mehr haben wir in Hamm so dominiert", freute sich ein sichtlich entspannter Trainer Peter Röhle. Schnell vergessen waren die Differenzen um den Kubaner Luis Rodriguez, von dem sich der Verein fünf Tage vor dem ersten Finale getrennt hatte. Zwei Jahre lang hatte er zuvor "Farbe ins Spiel gebracht".Nun fehlte nur noch ein Sieg. Das Rückspiel fand vor 2.700 begeisterten Zuschauern im Berliner Olympiastadion statt. Im Rahmen einer Riesen-Party, die Marketing-Chef Sven-Uwe Dettmann gekonnt inszenierte, sicherte sich Spandau hart erkämpft mit 6:2 den wichtigen zweiten Sieg und verwirklichte damit Wasserball-Geschichte: 20 Meisterschaften in 20 Jahren! Eine einzige Unterbrechung nur 1993 durch Waspo Hannover.

Karriere-Ende für Klingenberg und Bukowski:

Zu den grossen Spielerpersönlichkeiten, die mit diesem Titelgewinn ihren Abschied nahmen, gehörten Dirk Klingenberg und Peter Bukowski. Klingenberg wechselte beruflich bedingt nach Westdeutschland und setzt beim SC Düsseldorf seine Karriere fort. Der 36jährige Bukowski spielte seit 1985, mit einem Jahr Pause, für WF Spandau 04. Er begann damals noch unter dem legendären Alfred Balen, erlebte die Trainer Uwe Gassmann und Peter Rusoran und war auch unter Peter Röhle erfolgreich. Jetzt zollte er dem Alter Tribut. Er hatte viel gewonnen: Dreimal den Europacup, zweimal den LEN-Supercup, 13 Deutsche Meisterschaften, 12 Pokalsiege (davon 1993 für Delphin Wuppertal) und zwei DSV-Supercups (1985 und 1997). Er war Nationalspieler mit 205 Länderspielen, nahm an zwei Olympischen Spielen teil (1992 und 1996), war bei den Weltmeisterschaften 1991 in Perth und 1994 in Rom, spielte zwei Weltcups und drei Europameisterschaften für Deutschland und gewann in Wien 1995 die Bronzemedaille.

Spandaus neues Gesicht:

Die verschiedenen Spielerabgänge setzten eine Zäsur. Peter Röhle formte sich eine neue Mannschaft, "seine Mannschaft", wobei er voll auf die Jugend setzte. Zum ersten Turnier der neuen Saison 1999/2000, dem Humboldt-Cup auf Teneriffa Ende September, trat er mit fünf Junioren-Spielern an. Glückliche Umstände, wie das Zweitstartrecht, integrierten schnell die beiden hoffnungsvollen Talente vom SC Wedding, Deniz Pasaoglu und Andreas Schlotterbeck, in die Bundesligamannschaft. Dass mit dieser Mischung aus Erfahrung und jugendlicher Unbekümmertheit der Sieg gegen Kubas Nationalmannschaft und damit der Turniersieg glückte, war ein gutes Omen für die neue Saison. Im Europacup Ende Oktober in Istanbul bewährte sich diese Mannschaft. Vier Siege gegen Lodz (9:4), Helsingfors (19:4), Galatasaray (13:4) und Porto (19:1) verbesserten die Spandauer internationale Bilanz. Zum Gedenken an Alfred Balen wurde in Berlin zum 5.Mal das Traditions-Turnier veranstaltet. Es siegte VK Nis Naftagas Becej im Endspiel knapp gegen Spandau, auf den Plätzen folgten Vouliagmeni und Crisul Oradea. Auch der DSV-Supercup eine Woche später wurde wieder aus Hannover durch ein 7:5 zurückgefordert. Es war der neunte Spandauer Sieg bei 10 Ausspielungen seit 1979 und der 52.Titel in der grossen Spandauer Titelsammlung.

Einzug in die Champions League:

Als Höhepunkt des Sportjahres 1999 stieg die Europacup-Vorrunde in Berlin gegen Italiens Meister Rom, gegen SC Kreuzlingen (Schweiz) und gegen den Titelverteidiger Splitska Banka aus Split. Der eminent wichtige Heimvorteil, der vielleicht den Ausschlag für den sportlichen Erfolg gab, gelang Manager Volker Strobel in Verhandlungen mit der LEN. Mit dem entscheidenden 7:6-Erfolg gegen Rom erreichte Wasserfreunde Spandau 04 die Champions League und erhielt dadurch die Chance, sich mit den besten europäischen Landesmeistern zu messen: Spartakus Wolgograd, Naftagas Becej und Mladost Zagreb sind jeder für sich "kleine Nationalmannschaften" ihrer Länder. Das treue Berliner Wasserball-Publikum wird diese europäischen Top-Teams in den ersten Monaten des neuen Jahres erleben können. Wenn der Senat von Berlin in Würdigung der Spandauer Erfolge den repräsentativen Empfang wiederholte, den er zur Vorrunde im Holiday Inn gab, brauchten die Wasserfreunde Spandau 04 als Berlin-Botschafter keine Sorge um ihren Ruf in der Welt zu haben.Peter Röhle ist inzwischen von der Berliner Sportöffentlichkeit voll angenommen worden. Bei der Wahl zum Trainer des Jahres landete er trotz der zahlreichen Berliner Profimannschaften auf Platz 3, sein Team auf Platz 4.

Nicht nur "die Erste":

Dem Erfolg der Bundesligamannschaft passt sich auch die Senioren-Mannschaft, unter dem Namen "Moby Dicks" startend, an. Hier finden sich wieder alle die Spieler zusammen, die in den 70er und 80er Jahren für grosse Schlagzeilen gesorgt hatten. Zum "Uwe-Gassmann-Gedächtnis-Turnier" im Januar kam eine namhafte Meldung zusammen; der Pokal blieb jedoch in Berlin. Auch die Initiative des früheren Physiotherapeuten im Verein und in der Nationalmannschaft, Peter Bohleber, ein Turnier mit Mannschaften aus den Neuen Bundesländern unter dem Namen "1. Ostturnier" zu spielen, fand viel Anklang. Das Finale bestritten Spandau und Magdeburg, auch hier blieb der Pokal in Berlin.

Auch von der Jugend, die in der "Ersten" wieder ein Vorbild sieht, seit die eigenen Junioren nachrückten, gab es gute Nachrichten. Die A-Jugend erreichte die deutsche Endrunde, die C-Jugend wurde Deutscher Meister. Herzlichen Glückwunsch an Trainer David Skillen und folgende Spieler:David Cesement, André Walkhoff, Markus Wichert, Marcel Görn, Domenik Petrusch, Florian Damaschke, Dennis Büch, René Schulz, Ralph Kleinschmidt, Philipp Hebisch, Thomas Bressler, Marian Czempiel, Ludwig Schaefer, Fabio Oertwig und Robert Freidank.Bei diesem Nachwuchs ist der Vereinsführung um die Wasserball-Zukunft nicht bange.

(29.12.1999 - www.spandau04.de)


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