Champions League 2000

Vorentscheidung in der Champions League

Mladost Zagreb - WF Spandau 04

VON DR. GÜNTER SCHWILL


Am dritten Spieltag der Champions League empfängt WF Spandau 04 den grossen Favoriten VK Becej aus Jugoslawien. Mit Becej kommt die Übermannschaft Europas in dieser Saison. Erfahrene Nationalspieler wie Torwart Sostar und Sturmtank Aleksander Sapic hat der neue ungarische Coach Zoltan Kásás mit zwei ungarischen "Legionären" zu einem Spitzenteam geformt. Einige der letzten Ergebnisse mögen eine Einschätzung der Spielstärke vermitteln. Vorentscheidung in der Champions League In der jugoslawischen Meisterschaft wurden bisher alle Gegner zweistellig besiegt. Gegen den einzig ernsthaften Rivalen Partizan Belgrad, immerhin Halbfinalist im Europa-Cupsieger-Wettbewerb, gab es am letzten Sonnabend ein unglaubliches 13:4, eine Demontage der einst weltbesten Vereinsmannschaft. Da half auch Nationaltrainer Nenad Manojlovic nichts, der Verband und Verein in Personalunion führt. Beide Champions-League-Spiele bisher wurden ebenfalls überlegen gewonnen. Mladost Zagreb wurde 9:6, Spartakus Wolgograd 12:4 auf die Heimreise geschickt.

Nun lässt sich dagegen halten, dass auch Spandau bei seinen letzten Spielen in der Bundesliga beim ärgsten Rivalen Waspo Hannover 6:4 gewann und der Ausflug nach Hildesheim am letzten Wochenende mit 17:4 (5 Tore des wieder genesenen Lasse Noerbaek) eine wahre Torflut brachte. Aber dazwischen liegt die schmerzliche 3:8-Niederlage in Zagreb.
Doch Spandau wird zu Hause von seinen Fans zum Erfolg getragen. Das zeigte sich im Vorrundenspiel gegen Italiens Meister Ina Assitalia Roma (7:6) genau wie im ersten Champions-League-Spiel gegen Wolgograd (ebenfalls 7:6). Ein dritter Coup in dieser Richtung würde Spandaus Chancen auf den wichtigen zweiten Gruppenplatz entscheidend verbessern. Selbst ein Unentschieden liesse Hoffnung auf das Erreichen des "Final Four", die Europacup-Endrunde Anfang Juni. Vor drei Monaten hatte Becej den Alfred-Balen-Cup in Berlin gewinnen können, aber der Sieg gegen Spandau fiel mit 7:6 knapp aus.

Ganz entscheidend für die Plazierung ist auch der Ausgang des zweiten Gruppenspiels. Spartakus Wolgograd hat erstmals Heimrecht und spielt gegen Mladost Zagreb. Wollen die Russen nach zwei Auftaktniederlagen in der Champions League noch ein Wort mitreden, so muss jetzt gewonnen werden. Mladost Zagreb ist dafür der richtige Gegner. Die Kroaten stecken in einer Krise, seit sie am Sonnabend im Meisterschaftsheimspiel gegen Jug Dubrovnik mit 11:12 nicht nur das Spiel, sondern vielleicht auch schon die Meisterschaft verloren haben. Perica Bukic, der Mannschaftskapitän der Kroaten, verstand nach dem Spiel die Welt nicht mehr: "Zwölf Treffer zu Hause kassiert, wo im Training nichts als Deckungsarbeit geübt wird, unfassbar!"
Aber das ist die Kehrseite des Professionalismus: Seit Monaten, so will die Tageszeitung "Vjesnik" wissen, liegt der Verein mit seinen Zahlungen an die Spieler im Rückstand, langsam schwindet bei ihnen die Lust. Im Falle einer Niederlage von Zagreb in Wolgograd wäre Spandau der lachende Dritte.

BLAUE GRUPPE

In der Parallelgruppe gilt Splitska Banka, der Champion des Vorjahres, als Favorit auf den Gruppensieg. Nach zwei Auswärtsspielen in Athen (7:6) und Nizza (14:9) führt die Mannschaft aus der dalmatinischen Hafenstadt Split mit 4:0 Punkten. Im ersten Heimspiel gegen Ungarns Meister Vasutas Budapest wird mit einem weiteren Sieg gerechnet. Das letzte Meisterschaftsspiel am Sonnabend gewann Split 13:10 bei Primorje Rijeka, während Vasutas sich im Pokalspiel bei Ujpest Budapest nach anfänglichen Mühen (0:3-Rückstand) noch 7:5 behauptete. Die Meisterschaftsrunde ruht seit Weihnachten in Ungarn.
Nach dem mageren 6:6-Unentschieden im Hinspiel gegen Olympiakos Piräus wissen die Ungarn, dass nur eine Energieleistung in Split den Teufelskreis des frühen Ausscheidens durchbricht, um endlich im vierten Anlauf seit 1996 das "Final Four", die Endrunde, für ein ungarisches Team zu erreichen. Olympiakos dagegen feierte die Punkteteilung in Budapest wie einen Sieg. Die Mannschaft unter dem jugoslawischen Coach Nikola Stamenic spielt überlegen in der griechischen Meisterschaft, wenn auch bisher schon zwei Niederlagen gegen Chania/Kreta und Vouliagmeni zu Buche stehen. Am Sonnabend aber wurde beim 20:7 Auswärtssieg in Thessaloniki gegen Aris beherzt aufgespielt, Vloudakis allein schoss 6 Tore. Der Kontrahent Olympic Natation Nizza wird kaum über die Rolle des Punktlieferanten hinauskommen. Für die Franzosen gilt Ähnliches wie für die Deutschen: Ein hausgemachter Nachteil im System. Durch die kurze Spielzeit von 4x7 Minuten in der nationalen Meisterschaft liegt Nizza konditionell hinter den "Neunern" (4x9 Minuten) in Kroatien, Italien, Griechenland und Jugoslawien. Der Einbruch im letzten Viertel gegen Split (1:5) sagt viel.

Am Sonnabend nach Abschluss der "Hinrunde" dürfte in beiden Gruppen der Champions League eine Vorentscheidung gefallen sein.

(22.02.2000)


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