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1. Ostpokal - Ein Rückblick auf 1999

WF Spandau 04 als Motor der Landesgruppe Ost
Moby Dicks gaben ein Beispiel

VON DR. GÜNTER SCHWILL


Mit der Spielzeit 1999/2000 ist der Berliner Schwimm-Verband in die Landesgruppe Ost integriert worden. Damit wurde primär regionalen Bedürfnissen Rechnung getragen. Sportlich erhoffen sich die Verantwortlichen einen mächtigen Anschub, um die immer noch benachteiligte Region im Wasserballbereich wieder an alte Zeiten heranzuführen. Ein Auftakt für die neue "Macht im Osten" war ein Turnier um den 1.Ostpokal im Forumbad des Berliner Olympiageländes. Die Moby Dicks, die Seniorenabteilung der WF Spandau 04, hatten hierzu eingeladen.
Längst hatte sich am Stammtisch der Moby Dicks, wo die Wasserball-Politik der Republik gemacht wird, die Erkenntnis durchgesetzt, dass zur Leistungsverbesserung dieser Landesgruppe die älteren Jahrgänge reaktiviert werden mussten.
Denn 10 Jahre nach dem Mauerfall waren bereits verstrichen, nur der Wasserballsport in den Neuen Ländern wollte nicht recht vorankommen.
Die Überlegung ging dahin, die Experten und Idealisten anzusprechen, die die grosse Zeit des DDR-Sports als Aktive, Betreuer oder Heranwachsende miterlebt hatten. Es waren die 60er Jahre, in denen die DDR bei Olympischen Spielen, Europameisterschaften, grossen internationalen Turnieren oder im Europacup eine Spitzenposition in der Welt eingenommen hatte. Dann 1968 die unselige politische Entscheidung gegen den Wasserballsport, der Rückzug von der internationalen Bühne, weil der Politführung um Erich Mielke die Kosten/Nutzen-Relation nicht gefiel.
Peter Bohleber, der Seniorenwart der WF Spandau 04, knüpfte die Kontakte. Sie liefen über Knut Bastel, den überaus erfolgreichen Trainer von Dynamo Magdeburg, den 16fachen DDR-Meister. Acht Mannschaften reagierten positiv auf Bohlebers Einladung und sagten spontan zu. Sie kamen aus Halle, Magdeburg, Dresden, Erfurt, Schönebeck, Dessau, Spremberg und Bitterfeld.
Die Spandauer Gäste wurden alle herzlich empfangen, spielten ein begeisterndes Wasserball-Turnier und fühlten sich in Berlin sichtlich wohl. Udo Lehmann war bei der Organisation in seinem Element. Da am gleichen Wochenende der Alfred-Balen-Cup in der Schöneberger Halle stattfand, wurde ein Bus gechartert, um mit allen Gästen, etwa 100 Leuten, das Turnier verfolgen zu können. Mit einer solchen Kulisse im Rücken fiel es den Männern um Trainer Peter Röhle nicht schwer, Griechenlands Pokalsieger Vouliagmeni 10:7 zu besiegen.
Abends fand im "Alfreds", dem Spandauer Clubhaus, eine Nudelparty statt. Der Wirt war diesem Ansturm kaum gewachsen, doch das war nicht so wichtig an einem solchen Abend des Kennenlernens und Zusammenwachsens. Ex-Nationalspieler Dirk Klingenberg hatte ganz besonders symbolträchtige Präsente zur Verfügung gestellt: Telefonkarten für alle Teilnehmer. Die Devise lautete dabei: "Ruf mal wieder an. Wir sollten in Verbindung bleiben!" Handtücher (von Dirk Theismann gesponsert), Mützen, Gummibärchen (Klingenberg), die neueste Vereinszeitung, alles kleine Aufmerksamkeiten, wie es unter Sportkameraden gepflegt wird.
Schwerstarbeit beim Turnier hatte der frühere LEN- und FINA-Schiedsrichter Viktor Selzsam geleistet. Er leitete 12 von 18 Spielen an diesem Wochenende, eine Leistung für das Guinness-Rekordbuch. Schwergewicht "Piko" Dames führte wie in all den Jahren bei Spandau das Protokoll, bei Udo Lehmann (DWL-Spielleiter) lag die Turnierleitung in den besten Händen. Sogar Bundestrainer Uwe Sterzik gab sich die Ehre und bewies, dass auch er noch nichts von seinem Können eingebüsst hatte, als er ins Wasser stieg. Dass er aber Talente aus früheren Jahre reaktivieren wollte, muss als Gerücht abgetan werden.
Nach dem grossen Erfolg dieser Begegnung kommt es im Jahr 2000 ganz sicher zu einer Neuauflage des Ostpokals. Vielleicht hat bis dahin der eine oder andere Teilnehmer dieser Veranstaltung eine Funktion übernommen, um Deutschlands Wasserball-Niveau weiter zu verbessern.

Die Ergebnisse:
Vorrunden-Gruppensieger wurden SC Magdeburg, der Schönebecker SV und die Moby Dicks 04.

Die Spiele der Endrunde:
Moby Dicks 04 - Schönebecker SV 5:4
SC Magdeburg - Schönebecker SV 10:5
Moby Dicks - SC Magdeburg 7:3

Der Endstand:
1. Moby Dicks 04, 2. SC Magdeburg, 3. Schönebecker SV
4. SV Halle, 5. Dresdner Sportclub, 6. SV Spremberg
7. TSV Erfurt, 8. SG Abus Dessau, 9. Bitterfelder SV

Die Mannschaft der Moby Dicks 04:
Dr. Roland Freund, Jürgen Malkowski, Michael Meister, Gunter Stamm, Christian Schukar, Hagen Stamm, Günter Vogel, Wolf-Rüdiger Schulz, Dr. Michael Loeck, Ronald Stärke, Kai Hechtfisch, Joachim Schensick.

(03.01.2000)


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