Acht-Nationen-Turnier in Nizza

Kein Osterspaziergang
Das deutsche Team auf der Suche nach seinem Platz in Europa

VON DR. GÜNTER SCHWILL

Hagen Stamm hat schon bessere Tage erlebt. Nizza ist kein glücklicher Ort für den ehrgeizigen deutschen Hoffnungsträger im Wasserball. Beim 8-Nationen-Turnier steht er mit seiner neuformierten jungen Nationalmannschaft vor ganz hohen Hürden. Gegen Rußland 4:10, gegen Frankreich 9:11 und gegen Rumänien 6:6, das sind die ersten ernüchternden Zahlen. Doch es sind nicht allein Ergebnisse und Tabellenstand in diesem Turnier, sondern die Erkenntnis, warum der deutsche Wasserballsport nicht mehr besser dasteht.

Bei schmalstem Etat muß sich eine olympische Disziplin im wahrsten Sinne des Wortes über Wasser halten. Stamm hat endlich in Nizza ausgesprochen, worum sich Funktionäre und Umfeld seit Jahren drücken: Er fordert Eigenvermarktung, Befreiung von den Fesseln der Bevormundung durch den Verband. Das heißt im Klartext: Selbständigkeit!
Der große unbewegliche Deutsche Schwimm-Verband (DSV), unter dessen Dach die Wasserballer das reinste Schattendasein führen, ist der modernen Entwicklung einer durchaus attraktiven Sportart nur Hindernis. Die Partikularinteressen in diesem riesigen Verband sind so stark, daß für das "kleine Häuflein" Wasserball nur Brosamen übrigbleiben.

Stamms Wort hat Gewicht, aber wann folgt die Tat? Schon seit Jahren wird des Geldes wegen lamentiert, geschehen ist nichts! Deshalb Respekt jetzt dem Mahner, der gleich der geeignete erste Präsident eines neuen Deutschen Wasserballbundes (DWB) wäre. Der Anschubeffekt für den Wasserballsport wäre riesig!

In welchem Strudel sich die Wasserballauswahl befindet, wird an folgendem Bild deutlich. Italien, bisher zu den "Großen" dieser Sportart gerechnet, hat mutig verjüngt und muß dafür auf internationaler Ebene teuer bezahlen (6:11 gegen Jugoslawien). Auch Deutschland hat den richtigen Verjüngungsschritt getan. Nur im Gegensatz zu Italien, dessen Nachwuchs 1999 Junioren-Weltmeister war, hatte Deutschland an diesen Welttitelkämpfen gar nicht teilgenommen - mangels Geldes! Jetzt ist dieser Jahrgang gefordert, wahrlich kein Osterspaziergang.

Ergebnisse und Tabellen der Vorrunde in Nizza:

 Gruppe A

Jugoslawien -

Slowenien

11:1

Italien -

Niederlande

7:8

Italien -

Slowenien

4:3

Jugoslawien -

Niederlande

12:9

Slowenien -

Niederlande

7:4

Jugoslawien -

Italien

11:6

Die Tabelle bei Wertung aller Spiele

1.

Jugoslawien

3

34:16

6:0

2.

Niederlande

3

21:26

2:4

3.

Italien

3

17:22

2:4

4.

Slowenien

3

11:19

2:4

Die Tabelle nach LEN-Regel, die bei punktgleichheit von drei Teams nur die Ergebnisse untereinander wertet.

 

1.

Jugoslawien

3

34:16

6:0

2.

Slowenien

3

10:8

2:4

3.

Italien

3

11:11

2:4

4.

Slowenien

3

12:14

2:4

Gruppe B

Rußland -

Deutschland

10:4

Frankreich -

Rumänien

7:10

Rumänien -

Rußland

9:12

Frankreich -

Deutschland

11:9

Rumänien -

Deutschland

6:6

Frankreich -

Rußland

4:12

Die Tabelle

1.

Rußland

3

34:17

6:0

2.

Rumänien

3

25:25

3:3

3.

Frankreich

3

22:31

2:4

4.

Deutschland

3

19:27

1:5

Copyright by Dr. Günter Schwill, 13.April 2001


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