Vor
der EM-Auslosung am 8.April in Budapest
Deutschland
auf der Drei-Etappen-Tour
Gedankenspiele
über die Gegner
VON DR. GÜNTER SCHWILL
EM-Qualifikation, Europa- und Weltmeisterschaft,
das sind die drei Etappen der deutschen Wasserball-Nationalmannschaft
der Männer für das Jahr 2001. Mit neuem Schwung ist die
erste Etappe, die EM-Qualifikation in Berlin, genommen
worden. Trainer Hagen Stamm, jung und dynamisch, "der
immer noch so aussieht, als könnte er ein Spiel auch als
Aktiver entscheiden" (Stanley Schmidt in der FAZ vom
19.März), beflügelte seine junge Mannschaft zur Höchstleistung.
Jetzt ist die zweite Etappe ins Blickfeld gerückt, die
Europameisterschaft vom 15.-24.Juni in Budapest.
Zwölf Mannschaften werden um den Titel kämpfen. Die LEN
feiert dabei Jubiläum: 75 Jahre Europameisterschaften.
Bei der Premiere 1926, ebenfalls in Budapest, das danach
zum Mekka des Wasserballs wurde, nahmen nur vier Länder
am Wasserballturnier teil. Es siegte Ungarn vor Schweden.
Deutschland, u.a. mit den Magdeburger Brüdern Rademacher
und den Hannoveranern Itze Gunst und Klaus Bähre,
eroberte sich die Bronzemedaille. Der deutsche 6:4-Erfolg
verwies Belgien auf Platz 4.
Auch für dieses Jahr ist Ungarn, das
von bisher 24 Europameisterschaften mit 12
Titeln genau die Hälfte für sich erobert hat,
erneut Favorit. Für die Platzierung in Budapest ist die
Auslosung in der die Zusammensetzung der Gruppen festgelegt wird , von großer Bedeutung. Es gibt
zwei Sechsergruppen, in der jeder gegen jeden spielt. Danach schließt
sich das Viertelfinale an, das auch den Gruppenvierten im
Überkreuzspiel gegen den anderen Gruppenersten, genauso
wie den Gruppendritten gegen die Zweiten, noch die Chance
läßt, in die Medaillenränge einzuziehen. Die Sieger
der Viertelfinals spielen um die Medaillen der 25.europäischen
Titelkämpfe, für die Verlierer bleibt nur ein Platz
zwischen Rang 5 und 8.
Die öffentliche Auslosung,
am 8.April in Ungarn, spannt bis dahin alle
Wasserballfreunde auf die Folter.
Dennoch sind ganz klare Trends vorgegeben. Durch
den deutschen Gruppensieg in Berlin steht fest, daß
Deutschland mit Sicherheit zwei "schwächere"
Gegner erhalten wird. Es sind zwei von drei
Gruppenzweiten. Dazu zählen Frankreich (Turnierzweiter
in Nizza), Slowakei (Turnierzweiter in Netanya/Israel)
oder die Niederlande (Zweiter in Eindhoven). Doch was heißt
schon "schwächerer Gegner"? Slowakei und
Niederlande spielten das Sydney-Olympiaturnier mit, sie dürfen
keinesfalls unterschätzt werden.
Frankreich, seit einigen Jahren im
Aufschwung, beugte sich am Wochenende in Nizza nur dem
amtierenden Weltmeister Spanien mit 6:10. Gegen das
starke Slowenien - Bonacic aus Zagreb ist dort
Nationaltrainer - gelang der entscheidende 10:9-Erfolg für
das Weiterkommen.
Die Slowakei ließ beim Turnier in
Netanya Bronzemedaillengewinner Jugoslawien bis zum
letzten Spielzug zittern und gab sich nur 6:7 geschlagen.
Dagegen wurden die Gruppengegner Moldawien (27:8) und
Israel (20:4) mitleidlos versenkt.
Die Niederlande, die ihre Legionäre aus
Italien und Frankreich (Van der Meer, Eelko Uri, Gerben
Silvis, Marco Scheffers und Matthijs de Bruijn) im
Einsatz hatte, gab sich Silbermedaillengewinner Rußland
im Kampf um den Gruppensieg nur knapp 5:7 geschlagen. Die
Ukraine war zuvor 9:5 besiegt und eliminiert worden.
Eine zweite Festlegung ist ziemlich sicher. Kopfmannschaften
der beiden EM-Gruppen werden Europameister Ungarn und
Finalgegner Kroatien sein. Den Kroaten wird
Italien (EM-Dritter von Florenz) beigesellt, Ungarn
bekommt den EM-Vierten Griechenland in seine Gruppe. Dann
ist wahrscheinlich, daß der Sieger der
Qualifikationsgruppe A - Rußland - der
Ungarngruppe zugeteilt wird und entsprechend der Zweite
dieser Gruppe - Die Niederlande - zu Kroatien/Italien
kommt. Es fehlt noch ein weiterer Gruppensieger in der
Ungarngruppe, das Los könnte durchaus auf Deutschland
fallen. Dann sähe die A-Gruppe in Budapest wie folgt aus:
Ungarn - Griechenland - Rußland - Deutschland - Slowakei
- Frankreich. Eine echte Herausforderung!
Es sind aber natürlich auch noch andere Konstellationen
möglich. Auf das Ergebnis müssen wir bis zum 8.April
warten. Erst dann kann die zweite Etappe gezielt
angesteuert werden, von der dritten sollte bis dahin nur
geträumt werden.
copyright by Dr. Günter
Schwill, 22. März 2001
|