Ein WASSERBALL-RÜCKBLICK auf 1998
 


von Dr. Günter Schwill

Weltmeistertitel für Deutschland
Bei der Masters-WM in Casablanca gab es zwei deutsche Erfolge: Leutzsch Leipzig wurde Weltmeister in der Altersklasse 40+ gegen Slavia Prag. Trainer Ulrich konnte dabei auf Spieler der großen Wasserballvergangenheit der DDR zurückgreifen. SV Cannstatt wurde in der Altersklasse 35+ Vizeweltmeister. Das Finale gegen Posillipo Neapel endete 8:8 und wurde erst in der Verlängerung durch ein weiteres Tor der Italiener entschieden. Überragend der 40jährige Cannstätter Vereinspräsident Frank Otto. Die Senioren von WF Spandau 04 wurden in der gleichen Altersklasse Fünfter.

Rücktritt
Gerhard Thiedke, füherer Bundestrainer und Motor im deutschen Frauen-Wasserball, der sich für die Aufnahme der Frauen bei Olympia und für die Einführung der Frauen-Bundesliga eingesetzt hatte, wird beides nur noch am Rande begleiten: Sein Rücktritt bei der SG Neukölln Berlin, dem amtierenden deutschen Frauenmeister, kam im Herbst 1998 überraschend. Thiedke wird am 14. Januar 1999 63 Jahre alt und scheidet aus dem Berufsleben aus.

Wasserball - dopingfrei
Von der hitzigen Doping-Affäre des vergangenen Jahres im Schwimmerlager blieb der deutsche Wasserballsport glücklicherweise verschont. Einzig ein Fall wurde bei der WM in Perth im Januar 1998 entdeckt, in den das brasilianische Frauenteam verwickelt war.

Im Süden glücklich
Zwei deutsche Nationalspieler, beide linkshändige Centerspieler, verdienen seit Beginn der Saison 1998/99 in ausländischen Ligen ihren Unterhalt: Raul de la Pena, der gebürtige Mexikaner, geb. 22.2.1966, seit 1987 in Deutschland und für Spandau, Wuppertal, Düsseldorf und Würzburg aktiv, unterzeichnete für zwei Jahre beim italienischen Erstligisten Elcotrony Catania. Nach 4 Ligaspielen stehen 4 Treffer zu Papier. De la Pena bestritt für Deutschland 177 Länderspiele, nahm an zwei Olympischen Spielen teil (Barcelona und Atlanta) und gewann 1995 bei der EM in Wien die Bronzemedaille. National holte er 6 Deutsche Meisterschaften, 5 Pokalsiege und einmal den Supercup (bis auf den Pokalsieg mit Wuppertal 1993 alle Erfolge mit WF Spandau 04).
Davor Erjavec, der gebürtige Kroate, geb. 28.2.1970, seit 1992 für Cannstatt und Spandau aktiv, unterzeichnete für ein Jahr beim spanischen Erstligisten CN Martiánez auf Teneriffa. Nach 5 Spieltagen stehen 9 Treffer zu Papier. Für Deutschland bestritt Erjavec 65 Länderspiele und nahm an den Olympischen Spielen in Atlanta und an der EM in Sevilla teil. Für das frühere Jugoslawien war Erjavec Junioren-Welt- und Europameister. National holte Erjavec 3 Deutsche Meisterschaften und 3 Pokalsiege mit Spandau. Mit Mladost Zagreb war er 1989 kroatischer Meister und Europacup-Gewinner (nach Verlängerung gegen Spandau).

Keine Körper-Werbung
Auf der Suche nach Sponsoren kam die führende spanische Mannschaft von Real Canoe aus Madrid auf einen genialen Gedanken: Direkt-Werbung am Körper. Der US-Konzern "GANT - USA" wollte einsteigen. Verein, Trainer und Spieler waren für den Schriftzug auf der Brust in den Farben rot und blau - doch der Verband sagte nein.

Gewalt in Rußland
Erneut ist in Rußland ein bekannter Sportler Opfer eines Attentats geworden. Der Wasserball-Nationalspieler Sergej Markoch, Spieler von Spartak Wolgograd, wurde Mitte November von drei unbekannten Männern überfallen, als er nach dem Training seine im Süden der Stadt gelegene Wohnung betreten wollte. Markoch, früher Kapitän der Nationalmannschaft und Bronzemedaillengewinner 1988 in Seoul und 1992 in Barcelona, erlitt ernste Kopf- und Körperverletzungen.

Zwei Wochen zuvor war ein Sportler von Rotor Wolgograd überfallen worden, der zusammen mit seiner zweijährigen Tochter einem Säureattentat zum Opfer fiel, bei dem das Kind ernste Verätzungen im Gesicht erlitt. Noch gut in Erinnerung ist auch das Messerattentat auf den Weltrekordschwimmer Popow in Moskau.
(01.01.1999)


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