Foto Fender. Nur Wasserball im Kopf:
Die Brüder Marc (links, von Waspo Hannover-Linden) und Andreas Politze von der SpVg Laatzen

Das Wasser steht ihnen oft bis zum Hals

Heike Schmidt, Hannover Marc hat einfach Glück gehabt. Das Glück, vier Jahre später als Andreas geboren zu sein. Als der nämlich mit elf Jahren bei der SpVg Laatzen zum ersten Mal ins Schwimmbecken stieg, um den Ball im gegnerischen Tor zu versenken, war Wasserball noch nicht so verbreitet - geschweige denn, die Jugendarbeit ausgebaut. "Als Marc dann nachzog, war die Förderung viel besser", sagt Andreas. Schon früh hieß es für ihn: Pack’ die Badehose ein, nimm’ dein kleines Brüderlein - und dann ging es ab ins Laatzener Bad.

Inzwischen steht den Politze-Brüdern mindestens viermal wöchentlich das Wasser bis zum Hals: Der 24jährige Andreas spielt beim Zweitligisten SpVg Laatzen, Marc in der 1. Bundesliga bei Waspo Linden und steht im Kader der Nationalmannschaft. Er schwimmt inzwischen in Richtung Olympia 2000.

Ist da der große Bruder nicht ein bißchen neidisch? Die Politze-Jungs grinsen sich an. "Nein, eigentlich nicht", meint Andreas: "Unsere Entwicklungen sind ganz anders verlaufen. Wir haben ganz andere Schwerpunkte im Leben." Der 25jährige Andreas studiert an der Fachhochschule Informationstechnik. Bei ihm steht der zukünftige Job im Vordergrund. "Während der Prüfungen trainiere ich nicht ganz so viel", sagt er. Genügend Übungseinheiten hat auch er in der Woche. Aber das ist natürlich nichts im Vergleich zu Marc: Der kennt bald jede Kachel im Becken des Sportleistungszentrums. Zweimal täglich trainiert der 21jährige. Als Angehöriger der Bundeswehr-Sportförderungsgruppe hat er sich voll dem nassen Nahkampf verschrieben.

Nur einmal die Woche treffen sich die Brüder beim Training: Dann spielt Marcs Waspo-Mannschaft gegen die SpVg Laatzen. Und diese Spiele mag Marc gar nicht. "Ich habe echt Hemmungen, gegen meinen Bruder zu spielen", verrät er. Den würde er keineswegs so angehen wie einen x-beliebigen Gegner. Außerdem kann Marc einen weiteren wichtigen Umstand nicht außer acht lassen: Im Zweifelsfall kann der zwei Meter große Andreas den vier Zentimeter kleineren Bruder "am langen Arm verhungern lassen" (Andreas). Tun würde er es allemal. Wenn es ums Punkten geht, kennt Andreas keine Verwandten. "Marc ist viel zu vorsichtig, wenn er gegen mich spielt", kritisiert er seinen Bruder, der zur Zeit unter akutem Badehosenmangel leidet: "Ich habe nur zwei", sagt Marc. Und das ist ziemlich wenig. Schließlich hat jeder Spieler, der ins Becken steigt, mindestens zwei an, wenn nicht sogar eine dritte "Lackhose" darüber. Damit der gegnerische Stürmer schön abglitscht, wenn er den Halt nicht an seiner eigenen Hose sucht.

Der Badehosenbestand wird nicht etwa brüderlich geteilt. Also hofft Marc auf die nächste Einkleidung, und darauf, daß ein paar Badehosen und nicht nur Handtücher oder Bademäntel dabei sind. Mit seinem Sortiment könnte der 21jährige nämlich längst einen Wäscheladen aufmachen. "Mein Schrank ist bis obenhin voll", sagt er. Und nicht nur der: Auch das Badezimmer ist dauernd belegt, weil das nasse Frottee irgendwo trocknen muß. Bei Andreas bleibt der Bestand übersichtlich. "Etwa zwölf", schätzt er, dafür habe er aber vier bis sieben Badehosen.

Und wie steht es mit Creme für chlorgeschädigte Haut? Marc schaut so verständnislos, als habe man einen Frosch gefragt, ob er sich die Schwimmhäute stutze. "So etwas nehmen wir nicht", sagen beide. Andreas, ja der habe zwar eine Flasche in der Trainingstasche. Aber nicht etwa, um sie selbst zu nutzen, sondern um "anderen welche abzugeben, wenn ich gefragt werde."

(Quelle: Hannoversche Allgemeine Zeitung 5.2.99 ), Foto: Fender


TOP · Startseite