In memoriam

Wasserball-Olympiasieger Tullio Pandolfini aus Florenz gestorben


VON DR. GÜNTER SCHWILL


Er begründete Italiens Ruhm im Wasserballsport - Tullio Pandolfini aus Florenz. Der Goldmedaillen-Gewinner mit der "squadra italiana" 1948 in London ist im 85. Lebensjahr in seiner Heimatstadt verstorben.

Pandolfini war der älteste noch lebende Wasserball-Olympiasieger, dessen Glanzzeit bei der ersten Nachkriegs-Olympiade in London fast vorbei war. Der Weltkrieg fiel für ihn und viele andere unglücklicherweise in seine besten Jahre. Zwei Olympische Spiele (1940 und 1944) wurden nicht ausgetragen und gingen ihm verloren.

Pandolfini, auch als 200m-Freistil-Schwimmer italienischer Meister, wechselte 1935 zum Wasserball. Hier begann seine große Zeit, die sich mit den Erfolgen seines Vereins Rari Nantes Florentia deckte, mit dem er fünfmal italienischer Wasserball-Meister wurde: 1936, 1937, 1938, 1940 und 1948.
Nur zwei Europameisterschaften fielen in seine aktive Zeit. An beiden nahm er teil: 1938 in London (5. Platz) und 1947 in Monte Carlo mit dem Sieg Italiens.

In London 1938 trafen im Spiel Deutschland - Italien (4:0) DSV-Ehrenpräsident Bernhard Baier und Tullio Pandolfini aufeinander. Danach gab es noch einige gemeinsame Länderspiele bis 1943, ehe für Deutschland die große Zwangspause eintrat.

Italien kam nach dem 2. Weltkrieg zugute, daß die führende Wasserball-Nation Deutschland lange Jahre nicht für internationale Veranstaltungen zugelassen wurde. Ungarn, zwar früh wieder in den Kreis des Weltsports aufgenommen, hatte aber durch den Krieg einen starken Blutzoll erlitten und dadurch an alter Spielstärke erheblich eingebüßt. In diese "Lücke" sprang Italien mit den beiden spektakulären Erfolgen: Goldmedaillen bei der EM 1947 in Monte Carlo und bei Olympia 1948 in London.

Zu der großen Mannschaft jener Tage gehörte auch Tullios 6 Jahre jüngerer Bruder Gianfranco, genannt "Chiri". Im Tor stand der Neapolitaner Pasquale Buonocore, dessen Enkel heute bei Canottieri Napoli spielt. Mannschaftsführer war der Genuese Mario Majoni. Pino Valle betreute die Mannschaft als Trainer.

Wenn Pandolfini am Sonntag in seiner Heimatstadt Florenz nach einer Trauerfeier in der Kirche an der Piazza Savonarola begesetzt wird, trifft es sich, daß die besten italienischen Wasserballspieler in der Stadt sind. Am Vorabend nämlich findet die Begegnung zwischen R.N. Florentia und Spitzenreiter Posillipo Neapel statt. Zufall oder Fügung? So gibt es einen würdigen Abschied für einen Großen des Wasserballsports.

(23.04.1999)


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