Die schwache Wasserball-Nationalmannschaft verpasste die Olympia-Qualifikation.

Aus deutscher Sicht war das Trunier in Hannover ein Schlag ins Wasser. Nun fordern die Spieler von Waspo Hannover den Rücktritt des Bundestrainers.

Sydney ohne die Deutschen -Buhmann Sterzik

VON GERD KUJATH

Hannover (kuj). Nach der gründlich verpatzten Olympia-Qualifikation in Hannover, die schon am Sonnabend durch die 8:10-Pleite gegen Rumänien verpaßt war, gibt es im deutschen Waserball einen Machtkampf. Die letzten Tränen der Enttäuschung waren bei einigen Spielern noch nicht getrocknet, der Ärger über den im Stadionbad geplatzten Traum vom Start in Sydney Loch nicht heruntergespült, da eröffnete man bei Waspo Hannover die erste Runde einer Auseinandersetzung, die längere Zeit anhalten dürfte. In einer von Waspo-Pressesprecher Jürgen Mackeben unterschriebenen Mitteilung wird verlangt, ,,dass mit sofortiger Wirkung Bundestrainer Uwe Sterzik von seinem Amt entbunden wird oder zurücktritt". Des Weiteren fordern die Lindener, dass bis auf Fachwart Ewald Voigt-Rademacher die Wasserball-Führungsspitze komplett - ausgewechselt wird, ,,um Platz für einen totalen Neuanfang zu schaffen". Nachdem der offene Brief angekommen war, fühlten sich die Angesprochenen bemüßigt, nach dem gestrigen bedeutungslosen 13:6-Sieg über
Kuba zu reagieren. Das Scheitern beim Rurnier in Hannover begründete der in die Kritik geratene Bundestrainer Sterzik mit ,,der enger zusammengerückten, Konkurrenz und dem fehlenden Quentchen Glück". Die Aufforderung aus Hannover, seinen Hut zu nehmen, bezeichnete er ,,als schlechten Stil". Der 34-Jährige will seinen Vertrag bis 2004 erfüllen und mit seinen Mitarbeitern zunächst das Turnier analysieren, ,,um aus den dort gemachten Fehlern zu lernen". Zu den Kritikern Von Bundestrainer Sterzik zählt Fachwart Ewald Voigt-Rademacher. Zunächst stehe er hinter Sterzik allerdings werde es in den nächsten - vier Wochen Konsequenzen und Endscheidungen geben.
Seine Äußerungen lassen nur die Schlußfolgerung zu, dass bereits nach einem Nachfolger für Sterzik gesucht wird.
"Man kann auch bestehende Kontrakte auflösen", meinte Bernd Seidensticker, Trainer des Erstligateams Waspo Hannover. Vier seiner Mannschaft gehörten zum Nationalmannschaftsaufgebot, Den anderen großen Block des deutschen Eliteteams stellte Serienmeister Spandau 04.
Dass sich die fünf Berliner Spieler vier Wochen Bedenkzeit erbaten, sorgte in Funktionärskreisen für große Erleichterung. "Sonst wäre es bereits zu einen offenen Revolte der Mannschaft gegen Sterzik gekommen", meinte Spandaus Präsident Hagen Stamm. Der langjährige Profi, in Fachkreisen als Franz Beckenbauer des Wasserballs bezeichnet, bezog ganz klar Position ,,Besser eine Voll- als eine Teilrasur". Unabhängig davon ist für Lars Tomanek von Waspo Hannover, die internationale Karriere beendet. Der 34-Jährige hatte seine Laufbahn in der Nationalmannschaft ohnehin nach dem erhofften Trip nach Sydney beenden. Den Termin hat er jetzt zwangsläufig vorgezogen.
Statt der Deutschen erreichten die Niederlande durch einen 7:5-Erfolg über Rumänien Platz 5 und fahren nun wie Turniersieger Jugoslawien, Russland, Griechenland und die Slowakei zu den Olympischen Spielen.

Torschützen für Deutschland gegen Kuba: Schertwits (7), Noerbaek (2), de la Pena, Weissinger, Reinhardt, Pohlmann; gegen Rumänien: Reimann (3), Noerbaek (2), Schertwitis, de la Pena und Dierolf.

Einwurf

VON CHRISTIAN OTTO

Von der ersten Niederlage an war klar: Bundestrainer Uwe Sterzik wird in Hannover nicht glücklich, und die Nationalspieler von Waspo Hannover werden mit dem Bundestrainer nicht glücklich. Wie heißt es so schön? Die Chemie stimmt nicht. Seit gestern brodelt es.

Vielleicht gelingt es den Beteiligten, die Dinge etwas nüchterner und sachlicher zu betrachten, wenn sich der erste große Frust gelegt hat. Fest steht: Die deutsche Wasserball-Nationalmannschaft ist über Platz 7 beim hochkarätig besetzten Turnier in Hannover nicht hinausgekommen. Das Team besitzt derzeit nicht die Klasse, um sich für die Olympischen Spiele qualifizieren zu könneh. Es gibt Nachholbedarf. Für den Bundestrainer und die Spieler.
Der Zoff, den man bei Waspo mit der Rücktrittsforderung des Bundestrainers verursacht hat, war abzusehen. Bernd Seidensticker, Coach der Bundesligamannschaft von Waspo und ein Mann, der wenigen Konflikten aus dem Weg geht, steht mit Uwe Sterzik schon seit längerer Zeit auf Kriegsfuß. Er attestiert seinem Kollegen falsche Methoden. Hinter vorgehaltener Hand haben sich die Waspo-Spieler schon vor dem Turnier ähnlich geäußert - eine optimale Grundlage für Leistungssport sind solche Zweifel nicht. Auf das deutsche Wasserball, das ohne die Qualifikation für Sydney ins Abseits gerät, kommen ganz schwere Zeiten zu. Ein Streit zwischen Bundestrainer, Funktionären und Nationalspielern ist mit Sicherheit das Letzte, was diese Randsportart wieder nach.

(Hannoversche Allgemeine Zeitung 15.05.2000)


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