LEN-Trophy
Pokalsieger-Cup
und LEN-Trophy vor der Entscheidung
VON DR. GÜNTER SCHWILL
Während die acht Landesmeister der Champions League, zu
denen auch der deutsche Rekordmeister WF Spandau 04 gehört,
im 14-Tage-Rhythmus unbeirrt wie Planeten ihre Bahn
ziehen, ist in den beiden übrigen Europacup-Wettbewerben,
Pokalsieger-Cup und LEN-Trophy, das Halbfinale erreicht.
Diese beiden Cups werden im K.o.-System ausgetragen, hier
geht es jeweils ums Überleben. Gerade sind grosse
Mannschaften wie CN Barcelona, Vouliagmeni Athen,
Canottieri Napoli, Dinamo Bukarest und Primorje Rijeka -
um im Bild des Sternenhimmels zu bleiben - wie Kometen
verglüht. Je vier Mannschaften dieser Cup-Wettbewerbe
haben jetzt das Halbfinale erreicht. Dies sind die
Paarungen: Pokalsieger-Cup:
RN Florenz - Honvéd Budapest
Dinamo Moskau - Partizan Belgrad
LEN-Trophy:
Atletic Barceloneta - Jug Dubrovnik
Conad Pescara - Vasas Budapest
26. Pokalsieger-Cup (ECC):
Dinamo Moskau, im Vorjahr noch Dritter der Champions
League beim Final Four in Neapel, spielt eine sehr starke
Saison. Mit zahlreichen Nationalspielern, die bei der
Olympia-Qualifikation in Hannover zu sehen sein werden,
gelangen zwei 7:5-Siege gegen CN Barcelona. Sie öffneten
den Weg ins Halbfinale. Gegner Partizan Belgrad hat einen
grossen Namen, aber noch eine junge und erst
heranwachsende Mannschaft, mit der Trainer Nenad
Manojlovic, seit dem endgültigen Verzicht von
Nationalcoach Nikola Stamenic auch mit dessen früherer
Aufgabe betraut, an alte Zeiten anknüpfen möchte. Es
ist schon bemerkenswert, dass die kriegsbedingten
Verwerfungen in der Hauptstadt Belgrad den Sport nicht
aus der Bahn geworfen haben.
In dieser Begegnung gilt Dinamo Moskau als klarer Favorit.
Trotz vieler nationaler Erfolge gelang Dinamo aber erst
ein europäischer Titelgewinn, 1984 bei den Cupsiegern.
Zwei Jahre später (1986) verdarb WF Spandau 04 im
Landesmeistercup den Russen in zwei Finalspielen den ganz
grossen Triumph (10:5 und 5:6).
Wer wird Finalgegner?
Die zweite Partie ist völlig offen. RN Florenz, erst
durch den Verzicht von Posillipo mit dieser Aufgabe
betraut, hat sich in den bisherigen Spielen hervorragend
geschlagen. Im Stile eines Champions wurde Vouliagmeni im
Viertelfinale bezwungen (5:7 und 5:2). Alle Hoffnungen
der Italiener ruhen auf dieser Traditionsmannschaft, seit
Landesmeister Rom vorzeitig ausgebootet wurde. Durch die
Zugänge von Roberto Calcaterra (Pescara) und Rajmund
Fodor (Ferencvaros Budapest) ist Florenz in diesem Jahr
zur Top-Mannschaft aufgestiegen. Gener wird Honvéd
Budapest, der Überraschungssieger im letzten ungarischen
Pokal. Vielleicht könnte die lange ungarische
Winterpause den Ausschlag zugunsten der Italiener geben,
wenn Honvéd auch in den letzten Tagen Spielpraxis mit
Mladost Zagreb suchte. Im diesjährigen Magyar-Cup droht
ein Ausscheiden nach dem mageren 6:6 im ersten Spiel
gegen Ferencvaros.
Der Höhepunkt des Wochenendes bei der 8. LEN-Trophy
Zwei der stärksten Mannschaften in Europa stehen sich im
Halbfinale der LEN-Trophy gegenüber: Atletic Barceloneta
- Jug Dubrovnik. Diese Begegnung wird allerseits als das
vorweggenommene Finale angesehen. Barceloneta mit Manuel
Estiarte, Torwart Andreo, Jordi Sans und Salvador Gomez
gleich mit 4 aktuellen Olympiasiegern, dazu Weltmeister
Gustavo Marcos, der Jugoslawe Petar Trbojevic und der
Kubaner Pedro Biart sind 7 Spieler der Extraklasse. Der
spanische Pokalsieg vom letzten Sonntag in Madrid gegen
den Herausforderer Real Canoe (8:6) war aber neben
sportlicher Extraklasse auch von vielen Emotionen
begleitet. Canoe-Präsident Javier Cortázar liess sich
nach dem Spiel, das mit einer Tätlichkeit eines
Madrilenen endete, zu der gewagten Äusserung hinreissen,
dass Spaniens Schiedsrichter ausschliesslich für
Estiarte pfiffen. In einem Offenen Brief, den die
Sportzeitung "Marca" am Mittwoch veröffentlichte,
anwortete Estiarte, "Canoe habe einen solchen Präsidenten
nicht verdient".
Gerade zu dieser Zeit kommt mit Jug Dubrovnik die zweite
Top-Mannschaft Europas aus der südkroatischen Hafenstadt.
Jug feierte in dieser Saison bereits etliche Triumphe:
Pokalsieg, Siege in der Meisterschaft gegen die beiden
Champions-League-Teilnehmer Splitska Banka und Mladost
Zagreb sowie stolzer Tabellenführer der vielleicht
besten europäischen Liga. Der ungarische Stürmerstar
Molnar, als frisch approbierter Arzt an die Adria
gewechselt, belebt den Angriffsschwung der Kroaten beträchtlich.
Seit ihrem Europacup-Sieg 1980 gegen WF Spandau 04 vor
jetzt genau zwanzig Jahren spielte Jug nie mehr so stark
wie in dieser Saison. Wenn Barceloneta zu Hause nicht
etliche Tore vorlegt, wird es beim Rückspiel in der in
Dubrovnik emotionsgeladenen Stimmung keine Rettung geben.
Der Finalgegner wird zischen Pescara und Vasas Budapest
ermittelt. Unverkennbar ist bei beiden Mannschaften die
Handschrift exzellenter Trainer, wahren Meistern ihres
Faches. Dr. Tamas Farago steht seit Jahren zu seinem
Verein, mit dem er als Spieler grosse Triumphe feiern
konnte. Auch in Deutschland ist der Ausnahmekönner durch
seine beiden Jahre beim SC Düsseldorf in der 1.Bundesliga
bekannt. Sein Interesse, in Deutschland zu arbeiten,
hatte der Veterinär schon vor längerem bekundet, nur
das konkrete Angebot blieb aus. Pescaras kroatischer
Trainer, Bruno Silic, hat in wenigen Monaten bereits viel
Erfolg zu verbuchen. Er rettete einen "untergehenden"
Club, stabilisierte die Mannschaft und ist auf dem Sprung
ins Finale.
Der Spieltag am Sonnabend wird wichtige Entscheidungen
bringen. Wasserball-Europa ist mit drei kroatischen
Mannschaften, zwei italienischen, ungarischen, russischen
und jugoslawischen Mannschaften an den 3 Europacups
beteiligt. Mit je einer Mannschaft immerhin dabei sind:
Deutschland, Frankreich, Spanien und Griechenland.
(23.02.2000)
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