Champions League, 6. Spieltag - 25.03.2000

Spandaus Schlussrunde in Wolgograd

VON DR. GÜNTER SCHWILL


Zur weitesten Reise aller bisherigen Europacupspiele macht sich am Freitag der Deutsche Meister Wasserfreunde Spandau 04 nach Wolgograd auf. Ein letztes Mal heisst es höchste Konzentration, denn es geht um mehr als die Ehre. Ein Sieg oder ein Unentschieden gäbe eine hervorragende Abschlussplatzierung, nämlich Platz 3 in der mit Spitzenmannschaften besetzten "Roten Gruppe".
Leider ist das ganz grosse Ziel verpasst worden, sich im "Final Four" mit den Besten Europas zu messen und in den Kreis des "Pay-Polo" einzutreten. 50.000 Schweizer Franken werden dort in der Endrunde ausgeschüttet. Für Spandau bleibt die "Kaviar-Währung", in Russland übliche Gastgeschenke, auch das ist mehr als ein Trostpflaster.

Spandau tritt jetzt zum 170. Europacupspiel im Landesmeistercup an, dabei gab es 112 Siege und 14 Unentschieden bei 43 Niederlagen. Das ist die stolze Bilanz von 20 Jahren Europacup, auf die ein Akteur in besonderer Weise zurückblicken kann: Peter Röhle. Er war immer dabei, 17 Jahre lang als Spieler, dann nahtlos anschliessend als Trainer. Noch nie zuvor war die Spandauer Mannschaft in Wolgograd am Start, es ist auch erst die dritte Begegnung beider Teams. Das Hinspiel in der Champions League ging bekanntlich knapp 7:6 an Spandau. Ein ähnlich knappes 10:9-Resultat gab es im Herbst 1998 beim 4.Alfred-Balen-Cup in Berlin. Auch jetzt dürfte engagiert von beiden Seiten um jedes Tor gerungen werden.

In beiden Mannschaften sind je fünf aktuelle Nationalspieler vertreten, die sich vier Wochen später bei der Olympia-Qualifikation in Hannover wiedersehen werden. Auf russischer Seite sind es Mannschaftskapitän Irek Zinnurov (Jahrgang 1969) und Dima Stratan, der in Berlin gleich zwei Tore erzielte, ausserdem Nikolai Kozlov, Alexej Panfili sowie Andre Rekecinski. Für Wolgograd spricht der Heimvorteil, den auch Mladost Zagreb bei seiner 5:4-Niederlage zu spüren bekam.
Spandaus Leistungsträger sind die Nationalspieler Alexander Tchigir im Tor, Mannschaftskapitän Patrick Weissinger, Thomas Schertvitis, Jens Pohlmann und Lasse Noerbaek. Als Joker gilt Alexander Elke, der aus Pusan/Südkorea gerade noch rechtzeitig von der Asien-Qualifikation zurückkehrte, die er mit seinem Heimatland Kasachstan gewann und dafür mit dem Olympiaticket belohnt wurde. Elke wird in Wolgograd der bisher einzige Olympiateilnehmer von Sydney sein. Zehn weitere Kandidaten müssen noch um ihre Reputation und den Erfolg mit ihren Nationalmannschaften kämpfen.

Wolgograd - Spandaus Patenstadt

Dieser Kampf jetzt, an geschichtsträchtiger Stätte ausgetragen, ist insgesamt friedlicher Natur und die Beteiligten sind Friedensbotschafter. Denn neben dem Sport hat auch die Politik längst die Lehren aus der Geschichte gezogen.Wolgograd, das frühere Stalingrad, im II.Weltkrieg heftig umkämpft, wurde in den 50er Jahren Patenstadt Spandaus. Dieser Freundschaftsbeweis besiegelte viele Fehler der Vergangenheit. Die Erinnerung daran aber bleibt in Wolgograd unübersehbar durch das gigantische Wahrzeichen der Stadt, die Mamajewo-Statue, Symbol für Wehrhaftigkeit, Tapferkeit und Vaterlandsliebe. Zu Füssen dieser Statue gehen für Spandau die diesjährigen Champions-League-Spiele zu Ende.
In Spandaus Parallelgruppe fällt eine letzte Entscheidung zwischen Split, dem amtierenden Champion, und Olympiakos Piräus. Nur ein Auswärtssieg der Griechen erfüllt ihnen den Traum vom "Final Four". Qualifiziert hierfür sind bereits Vasutas Budapest, VK Becej und Mladost Zagreb.

Die Spiele des Wochenendes:

Spartakus Wolgograd - Wasserfreunde Spandau 04
Mladost Zagreb - VK Becej
Vasutas Budapest - Olympic Nizza
Splitska Banka - Olympiakos Piräus

(05.04.2000)

Champions League - Tabellen (nach dem 5. Spieltag):

Rote Gruppe

1. VK Becej 5 4-1-0 51:29 9:1
2. Mladost Zagreb 5 3-0-2 35:29 6:4
3. WF Spandau 04 5 1-1-3 27:40 3:7
4. Spartakus Wolgograd 5 1-0-4 29:44 2:8

Blaue Gruppe

1. Vasutas Budapest 5 2-3-0 32:30 7:3 *
2. Splitska Banka 5 3-1-1 43:32 7:3 *
3. Olympiakos Piräus 5 2-2-1 40:36 6:4
4. Olympic Nizza 5 0-0-5 32:49 0:10

  * Der direkte Vergleich (6:6 und 6:5) entscheidet in der Platzierung für Vasutas Budapest gegen die bessere Tordifferenz von Splitska Banka.   
c o p y r i g h t    by Dr.G.Schwill, 4/2000


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