Europacup der Pokalsieger, Halbfinale

Florenz - Neuer Stern am Wasserball-Himmel

VON DR. GÜNTER SCHWILL


In der langen Geschichte des Wasserball-Europacups taucht wieder ein neuer Name auf. Florentia Firenze, die Mannschaft aus der Toskana, erreichte zum ersten Mal in seiner Geschichte ein Europacup-Finale. Dafür musste Ungarns Pokalsieger Honvéd Budapest auf der Strecke bleiben. Mit 6:4 sicherte sich Florenz vor heimischem Publikum den Sieg, nach 4:4 im Hinspiel. Finalgegner am 25. März und 9. April wird Dinamo Moskau. Ein 5:5 der Russen bei Partizan Belgrad reichte nach dem klaren 8:3-Heimsieg vor zwei Wochen für den Einzug ins Finale. Dinamo Moskau zählt seit Beginn des Europacups 1963 zu den besten europäischen Mannschaften. Um den ersten Titel überhaupt standen sich im März vor 36 Jahren, wie jetzt, Dinamo Moskau und Partizan Belgrad gegenüber. Partizan gewann damals knapp 4:3 gegen Dinamo und wurde erster Europacup-Sieger der Landesmeister. Deutschland war bei diesem Turnier in Zagreb mit zwei Mannschaften in der Sechser-Endrunde vertreten: Dynamo Magdeburg wurde Dritter, Amateur SC Duisburg Vierter vor Canottieri Napoli und Legia Warschau.

Florenz - Honvéd Budapest 6:4 (0:0,1:0,3:2,2:2), Hinspiel 4:4

Florenz: Tempesti, Vannini, Fodor (3), Gorchkov, Binchi (1), Sottani (2), R.Calcaterra, Popovic, Luccianti, Brazzatti, Bruschini, Carotini, Cenci. Trainer: Tempestini.
Honvéd Budapest: Pelle, Gombos, Bereczki, Varga (1), Takacs, Sugar (1), Toth, Jaeger, Barany, Ofner (2), Peter, Biró, Nemes. Trainer: Kovacs.
Schiedsrichter: Galkin (Russland) und Fernandez (Spanien).

In einer recht torarmen Partie baute Florenz ganz auf seine starke Abwehr um den hochtalentierten Torwart Stefano Tempesti, den Junioren-Weltmeister von Kuweit. Bis zur Halbzeit fiel nur ein Tor. Das schoss ausgerechnet der ungarische Legionär Rajmund Fodor in Diensten von Florenz gegen seine Landsleute. Neben dem wichtigen Führungstor markierte er in diesem Spiel zwei weitere Treffer und galt damit als Matchwinner. Ungarns erstes Tor fiel erst in der 17.Minute zum 3:1. Als Florenz zu Beginn des 4.Viertels durch Sottani auf 5:2 erhöhte, war alles gelaufen.
Der Florentiner Gianni Lonzi, Wasserball-Chairman bei LEN und FINA, Olympiasieger 1960 mit Italien und Trainer-Weltmeister 1978 in Berlin, erlebte den historischen Moment des Finaleinzugs seiner Mannschaft als Delegierter der Champions League beim Spiel WF Spandau 04 gegen Mladost Zagreb nur aus der Ferne.

Partizan Belgrad - Dinamo Moskau 5:5 (0:2,0:1,2:1,3:1), Hinspiel 3:8

Im zweiten Halbfinalspiel in Belgrad kamen trotz der aussichtslosen Lage der Heimmannschaft etwa 2000 Zuschauer in die Schwimmhalle, um ihrem Club den Rücken zu stärken. Die junge Truppe von Partizan lag bis zur Halbzeit 0:3 zurück, gab aber nie auf und erreichte noch ein ehrenhaftes 5:5-Unentschieden. Beste Torschützen für Moskau waren der 27jährige Nationalspieler Revaz Tchomakhidze (3 Treffer) und für Belgrad Vanja Udovicic (2 Treffer).

Florenz sieht am 25.März das "Kleine Finale" im 26. Europacup der Pokalsieger. Die Entscheidung fällt dann am 9. April in Moskau im "Grossen Finale", wenn beide Ergebnisse addiert werden. Während Florenz jetzt erstmals die Bühne eines Europapokal-Finales betritt, gibt es für Dinamo Moskau bereits die dritte Finalteilnahme im Pokalsieger-Wettbewerb. 1984 wurde Dinamo nach zwei gewonnenen Endspielen gegen Jug Dubrovnik Europacup-Sieger, 1989 war Pescara (mit dem Evergreen Estiarte) im Finale überlegen. Diesmal sind die Chancen gleichmässig verteilt.

(13.03.2000)


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