9. LEN-Trophy, Halbfinale

Auswärtssiege öffnen die Tür zum Finale Mladost Zagreb und Vouliagmeni sind Endspiel-Favoriten


VON DR. GÜNTER SCHWILL


Zwei Auswärtssiege im Halbfinale der 9. LEN-Trophy stellten bereits frühzeitig die Weichen für die favorisierten Teams. Es sind Mladost Zagreb, Europas erfolgreichste Clubmannschaft aller Zeiten, und Vouliagmeni, die griechische Spitzenmannschaft aus Athen. Mladost gewann in Budapest 12:7 gegen Vasas und Vouliagmeni holte sich bei Brescia in Norditalien mit 7:6 beide Punkte.

Kein Jahr vergeht, in dem Mladost Zagreb nicht neue Schlagzeilen macht. Das gelang jetzt wieder mit dem Sensationsergebnis von 12:7 bei Vasas Budapest. Die ungarische Renommiermannschaft, in besseren Zeiten je zweimal Europachampion bei den Landesmeistern und den Pokalsiegern, wurde jetzt gedemütigt. Nach diesem Spiel gibt es überhaupt keinen Zweifel mehr, daß Mladost ernsthafter Anwärter auf die diesjährige LEN-Trophy ist. Es wäre der 13. große Europatitel (bisher 7x Meistercup, 2x Pokalsiegercup, 3x Supercup), Erfolge, die in dieser Zahl kein anderer Verein in Europa aufweisen kann.

Dabei sprachen die Verantwortlichen von Mladost im Vorjahr vom schwärzesten Jahr der Vereinsgeschichte. Im eigenen Land Meisterschaft und Pokal verfehlt, was galt da das Vizechampionat im "Final Four"? Der Trainer wurde abgelöst und durch den früheren Nationalcoach Bruno Silic ersetzt. Nur die Querelen mit der Pololegende Dubravko Simenc bekam der Vorstand nicht mehr in den Griff. Simenc wanderte ins Mekka des Wasserballs nach Italien und verstärkt dort derzeit die Fohlenmannschaft RN Savona.
Die Krise des Vorjahrs scheint bei Mladost verflogen. In der Meisterschaft wird nach 11 Spieltagen die Tabellenspitze ungeschlagen mit 4 Punkten Vorsprung vor Jug Dubrovnik belegt. Nationaltrainer Neven Kovacevic honorierte den neuen Schwung bei Mladost und berief für seinen 25köpfigen Kader allein 7 Spieler von Mladost Zagreb. Nicht dabei überraschend erstmals seit 1984 ist Perica Bukic, der erfolgreichste jugoslawisch-kroatische Wasserballspieler aller Zeiten: Bei Olympischen Spielen gewann er zweimal Gold (1984 und 1988) und einmal Silber (1996), wurde zweimal Weltmeister (1986 und 1991), aber nie Europameister. An 6 kontinentalen Titelkämpfen war er beteiligt, viermal gewann er Silber (1985, 1987, 1989 und 1999), doch als Jugoslawien 1991 Gold holte, war politisch der Bruch mit Kroatien bereits vollzogen und Bukic nicht mehr im gemeinsamen Team. Im Verein ist der jetzt 35jährige Bukic jedoch eine nicht wegzudenkende Größe. In Budapest gegen Vasas trug er sich zweimal in die Torschützenliste ein, besser war nur der ungarische Legionär Zsolt Varga, der Olympiasieger von Sydney, mit drei Toren.

Vasas, im Viertelfinale glücklich mit 6:5 über CN Barcelona erfolgreich, war trotz namhafter Akteure wie Tamas Varga (3 Tore), Attila Vari (2), Adam Steinmetz (1) und Ferenc Windisch (1) ohne Chance. Nur bis zum 2:2 hielten die Ungarn mit. Nach dem 2.Viertel (4:6) setzte der "Untergang" ein, der nach 25 Minuten bereits 6 Tore Differenz (5:11) ausmachte.

Nervenkitzel beim Rückspiel in Athen

Nicht so sicher wie für Mladost ist die Ausgangslage für Vouliagmeni. Der 7:6-Erfolg der Griechen über Italiens LEN-Trophy-Vertreter Brescia im Pool des Gegners ließ aufhorchen. Nun wird das Rückspiel in Athen ein Wasserballfest. Erinnert sei an Vouliagmenis größten Erfolg in der Vereinsgeschichte, den Gewinn des Cupsieger-Pokals 1997, als vor etwa 7500 Zuschauern der Favorit AS Roma in der griechischen Hauptstadt 7:6 geschlagen wurde. Einige Spieler, die damals diesen Triumph errangen, sind heute noch dabei: Torwart Reppas, Mathis, Tsiklos und vor allem Georgios Aphroudakis. Er ist der Nationalheld in Griechenland, sein Verbleiben in der griechischen Liga wegen seiner Vorbildfunktion für die Jugend war nur durch das Einschreiten des griechischen Kabinetts möglich geworden. Ein Vorvertrag mit Recco in Italien wurde daraufhin wieder gelöst. Dieser Aphroudakis, der aus einer "wasserballverrückten Familie" kommt und zwei ebenfalls spielende Brüder hat, schoß bisher in den 10 diesjährigen Europacupspielen bereits
32 Tore, von denen zwei in der Lombardei gegen Brescia dazukamen.
Neu ist der Trainer Vagelis Roupakas, den seine "Wanderjahre" nach Spanien geführt hatten, wo er mit Barceloneta, dem Team mit Manuel Estiarte, im letzten Jahr spanischer Pokalsieger geworden war. Seine Rückkehr nach Griechenland im Vorfeld der Olympischen Spielen in Athen war beschlossene Sache, aber die plötzliche Trainervakanz in seinem Verein Vouliagmeni nach der "Beförderung" von Giannis Giannouris zum Supervisor der Nationalmannschaft beschleunigte die Rückkehr.
Trotz der Heimniederlage darf "Leonessa" Brescia in Athen nicht unterschtzt werden. Löwengleich kämpften die Lombarden im Viertelfinale den großen Club Recco nieder. Auch damals hatte es zuerst eine Heimniederlage gegeben, die dann in des Gegners Becken in Genua in den Gesamtsieg verwandelt wurde. In Athen dürfte auch wieder der Altinternationale Averaimo im Tor stehen, der das Hinspiel nicht mitmachen konnte. Viel Geld ist in die Mannschaft investiert worden, die bisher ein "Nobody" war. Allein drei Spieler wurden von Pescara abgeworben (Alessandro Calcaterra, Bovo und Pomilio), dazu kommen die Jugoslawen Gocanin, Vicevic und Ikodinovic, alles hocherfahrene Spieler. Spannung also ist in diesem Spiel am 10.März garantiert.

Die Ergebnisse (Halbfinal-Hinspiele):

Vasas Budapest - Mladost Zagreb 7:12 (2:3,2:3,1:3,2:3)
Leonessa Brescia - Vouliagmeni 6:7 (1:2,2:11:2,2:2)

(copyright by Dr. Günter Schwill, 28.Februar 2001 )


Startseite News