Lasse Noerback

Spieler des Jahres 2000 -  Lasse Norbaek

Vom Danebrog zu Schwarz-Rot-Gold und zurück


VON DR. GÜNTER SCHWILL


Mit der Wahl zum "Wasserballer des Jahres 2000" in Deutschland wurde Lasse Norbaek, dem Spielmacher der Wasserfreunde Spandau 04, eine ehrenvolle Auszeichnung zuteil. Von nun an steht er in den Annalen des Deutschen Schwimm-Verbandes in einer Reihe mit den grossen Gestalten wie Thomas Loebb, Dr. Tamás Farago, Hagen Stamm, Uwe Sterzik und Alexander Tchigir. Seit 1985 beurteilt eine Jury, bestehend aus DSV-Schiedsrichtern und Trainern, die Bundesligaspieler und sucht die auffälligste Spielerpersönlichkeit aus. Zum 13.Mal erfolgte in diesem Jahr die Wahl  -  sie fiel auf Lasse Norbaek.   Dieses Jahr fuhr Achterbahn mit Norbaeks Gefühlen. Der seit fast neun Jahren in Berlin lebende gebürtige Däne, am 11.März 1970 in Kopenhagen geboren, mit Odense als sportlicher Heimat, hatte wie jeder Sportler den Traum, an Olympischen Spielen teilzunehmen. Durch ein Angebot des DSV wechselte er zum März 2000 seine Staatsangehörigkeit und hoffte auf eine erfolgreiche Olympia-Qualifikation mit der deutschen Nationalmannschaft. Doch das Nationalteam präsentierte sich in einer nicht ausreichenden Verfassung, sowohl physisch als auch psychisch. Der Traum von Sydney war schnell verflogen. Lasse stand mit leeren Händen da. Der Schock sass tief. Wegen des Sportes hatte er seine schon seit langem geplante Hochzeit verschoben, aus pragmatischen Gründen. Tapfer trug seine dänische Frau Vivian Andersen mit den beiden gemeinsamen kleinen Töchtern die sportliche Leidenschaft ihres Mannes mit. Geheiratet wird nun erst, wenn die Sportkarriere zu Ende geht. Das kann theoretisch bis Athen 2004 dauern.   Kaum war die Olympia-Qualifikation vorbei und annähernd verdrängt, da erlitt Lasse im Pokalfinale gegen Waspo Hannover einen komplizierten Fingerbruch. Er musste sogleich operiert werden, was zu einer mehrmonatigen Zwangspause führte. Das betraf hauptsächlich die Endspiele um die Meisterschaft, die ohne ihn stattfinden mussten. Glücklicherweise eroberten seine Mannschaftskameraden die Titel im Pokal und in der Meisterschaft auch ohne ihn, so dass wenigstens das Ziel Champions League  -  der grosse internationale Auftritt  -  ab Ende November realistisch bleibt.   Seit vielen Jahren spielt Lasse mit seinen Spandauern zusammen und in jedem Jahr konnte der Meistertitel gewonnen werden, bis auf das verflixte Jahr 1993. Da traf ihn schon einmal ein Schock, als Schiedsrichter Franz-Toni Weber im Halbfinale gegen Waspo Hannover bei ihm eine Tätlichkeit gesehen haben wollte und ihn ohne Ersatz bereits im 2.Viertel des Wassers verwies. Das Spiel ging verloren, damit auch die Meisterschaft. Glaubhaft versichert Lasse noch heute, dass er damals "seinen Gegner kaum berührt" habe. Unter dieser Schiedsrichter-Entscheidung hat Lasse sehr gelitten, auch dass sein Gegenspieler bis heute noch nichts zu seiner Ehrenrettung unternommen hat.   Ein Blick in die Zukunft bleibt gewagt. Lasse ist mittlerweile dreissig Jahre alt. Ganz sicher spielt er mit seinen Clubkameraden auch um die nächste Meisterschaft. Das Nahziel heisst Champions League. Sie hatte in der letzten Saison viel Reputation gebracht, für eine Wiederholung wird alles getan. Dazu gehört auch die Vorbereitung auf die schwere Landesmeister-Vorrunde des Europacups. Zwei Wochen zuvor startet Spandau deshalb vom 10.-12. November sein hochklassiges Alfred-Balen-Gedächtnisturnier gleichsam als Generalprobe. Europas beste Vereinsmannschaften werden eingeladen: der amtierende Champion VK Becej, LEN-Trophy-Sieger Jug Dubrovnik, bisher dreimal dabei, Posillipo, die Topadresse aus Süditalien, Real Canoe aus Madrid, Ferencvaros Budapest, Ungarns neuer Meister, Dinamo Moskau und Vouliagmeni aus Athen.   Parallel dazu steigt dann erneut "die Bewährung" der Nationalmannschaft. Eine EM-Qualifikation für Budapest und die Teilnahme an der WM im japanischen Fukuoka sind Nahziele. Viel hängt von der Trainerfrage im DSV ab, mit ihr kann auch der grosse sportliche Wurf noch einmal möglich werden. Kein Geheimnis macht Lasse Norbaek daraus, dass er mit seiner Heirat wieder Däne wird, "damit ich in Dänemark Grundstück und Haus auf meinen Namen eintragen lassen kann". Nur der Termin ist noch völlig offen. Wenn dann der Danebrog wieder weht, werden aber die deutschen Farben nicht vergessen, zuviele Erlebnisse verbinden ihn mit seiner Wahlheimat. Dazu zählt auch die Auszeichnung zum "Wasserballer des Jahres".  

Deutschlands "Wasserballer des Jahres"

1985 Thomas Loebb Wasserfreunde Spandau 04
1986 Dr. Tamás Farago 1.Düsseldorfer SC
1987 Hagen Stamm Wasserfreunde Spandau 04
1988 Ingo Borgmann Amateur SC Duisburg
1989 Hagen Stamm Wasserfreunde Spandau 04
1990 Hagen Stamm Wasserfreunde Spandau 04
1991 Dirk Schütze Waspo Hannover-Linden
1992 Nicht durchgeführt  
1993 Uwe Sterzik Duisburger SV 98
1994 Uwe Sterzik 1.Düsseldorfer SC
1995/96 Volker Wörn SV Cannstatt
1996/97 Nicht durchgeführt  
1997/98 Alexander Tchigir SV Würzburg 05
1998/99 Kai Füge SC Rote Erde Hamm
1999/2000 Lasse Norbaek Wasserfreunde Spandau 04

copyright by Dr. Günter Schwill 30.Juli 2000