Italien

Trauer in Italien

Tödlicher Unfall auf der Autobahn
Erinnerungen an Fritz Dennerlein und Paolo Caldarella
VON DR. GÜNTER SCHWILL

Italiens Wasserball-Familie trauert. Die Nachricht von einem tragischen Verkehrsunfall, bei dem in der Nacht zum Sonntag vier Wasserballspieler den Tod fanden und einer schwer verletzt wurde, löste grosse Bestürzung aus.

Die sizilianische Mannschaft von Polisportiva Pozzillo befand sich mit zwei Kleinwagen auf der Rückfahrt von einem Punktspiel der Serie B in Bari, als auf der Autobahn Salerno-Reggio Calabria einer dieser mit fünf Spielern besetzte Wagen ausser Kontrolle geriet. Das Fahrzeug prallte gegen die Leitplanken, überschlug sich und krachte mit voller Wucht gegen einen Brückenpfeiler. Drei Spieler starben noch am Unfallort, ein vierter auf dem Weg ins Krankenhaus. Nur ein Spieler überlebte schwerverletzt.
Damit verlor der sizilianische Club praktisch seine halbe Mannschaft, ein weiterer Spielbetrieb in der Serie B steht in Frage. Bei den Opfern handelt es sich um vier Universitäts-Studenten im Alter von 24 und 25 Jahren. Ihre Namen sind Christian Alì, Giuseppe Torrisi, Pier Giuseppe Giuffrida und Massimo Russo.

In einer ersten Stellungnahme beklagte Eraldo Pizzo, die grosse Wasserball-Instanz in Italien, die langen PKW-Reisen der Mannschaften und forderte für den Spielbetrieb Busfahrten mit Berufsfahrern am Steuer.

Unwillkürlich wird die Erinnerung an zwei grosse Getalten des italienischen Wasserballs wach, die auf ähnliche Art Opfer von Verkehrsunfällen wurden. Im Jahr 1992 verunglückte Fritz Dennerlein im Alter von 56 Jahren in der Nähe von Neapel tödlich. Er war Europarekordmann auf der kurzen und langen Delphinstrecke sowie erfolgreicher Wasserballspieler, später Coach bei Canottieri Napoli (4 Meisterschaften und ein Europacup), danach wurde er von 1984 bis 1990 zum Nationaltrainer berufen. In dieser Funktion führte er die Squadra Azzurri ins Finale der Weltmeisterschaft von Madrid 1986, das in die Sportgeschichte eingehen sollte. In diesem denkwürdigen Finale unterlag Italien seinem grossen Rivalen, dem Olympiasieger Jugoslawien (mit Trainer Ratko Rudic) erst nach acht (!) Verlängerungen. Die Spieler hatten "bis zum Ertrinken" gekämpft.
Im selben Jahr 1986 erlebte Dennerlein beim europäischen Supercup in Zürich zwischen WF Spandau 04 und Mornar Split bei seinem Trainerkollegen Alfred Balen die "Vorboten des Todes", der - welche Symbolik - im Alter von 56 Jahren verstarb, ein Alter, über das auch er nicht hinauskommen sollte.
Ein weiterer Spitzenathlet, Paolo Caldarella, verunglückte 1993 auf seiner Honda, als er in Sizilien frontal gegen einen Lastwagen stiess. Er war gerade Olympiasieger in Barcelona und Europameister in Sheffield geworden. Caldarella hatte unter Dennerlein in dem italienischen Team gespielt, das 1986 das denkwürdige Weltmeisterschaftsfinale gegen Jugoslawien bestritt. Mit erst 29 Jahren gab es für ihn ein tragisches Ende, den tödlichen Unfall auf der Autobahn.

(27.06.2000)


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