Italien
Italienische Meisterschaft, Halbfinale

Posillipos Revanche geglückt


VON DR. GÜNTER SCHWILL


Für Posillipo ist die Welt wieder in Ordnung. Mit einem eindrucksvollen 9:7 (3:2,2:2,2:2,2:1)-Sieg bei Ina Assitalia Roma wurde ein entscheidender Schritt Richtung Meisterschaft getan. Nicht allein der Erfolg auf des Gegners Anlage, dem Olympiastadion (Stadio del Nuoto) war bedeutsam, vielmehr konnte Posillipo im psychischen Bereich mit diesem Sieg das Trauma vom Vorjahr verdrängen.

Denn gerade in dieser Arena war vor Jahresfrist der Titelkampf gegen Rom verloren worden, in einer hektischen und die Gemüter aufwühlenden Partie. Trainer Paolo de Crescenzo hatte damals öffentlich darüber nachgedacht, ob es Sinn mache weiterzuarbeiten, wenn der sportliche Erfolg, mit dem der finanzielle so eng verbunden ist, durch fragwürdige Schiedsrichterentscheidungen in Frage gestellt wird. Als dann auch noch die Dopingproben bei Benedek und Vujasinovic Anlass zu Spekulationen gaben, forderte er eine Neuauflage des Endspiels. Da dieser Forderung verbandsseitig nicht entsprochen wurde, verzichtete er trotz seiner Starbesetzung mit den Ungarn Kasas und Steinmetz, dem Rumänen Rath und einer Handvoll italienischer Nationalspieler auf die Teilnahme am Europacup. Es war ein schwerer Imageverlust für Italiens Wasserball.

Wie konzentriert Posillipo an die Erringung der diesjährigen Meisterschaft geht, bewies das Überzahl-Verhalten gegen Rom. Von sieben Mann-mehr-Situationen wurden sechs Tore erzielt, eine Quote von fast 86%. Das alles gegen eine Spitzenmannschaft wie Rom mit Nationaltorhüter Marco Gerini zwischen den Pfosten. Die eigene Abwehr stand gut (5/10), Torwart Bruno Antonino zeigte eines seiner besten Spiele und brachte die Hausherren zur Verzweiflung. Die grossen Hoffnungen auf Benedeks Rückkehr erfüllten sich nicht für die Römer. Nach achtmonatiger Zwangspause fehlte dem ungarischen Ausnahmeathleten im ersten offiziellen Spiel einfach noch die Praxis. Zu diesem Erwartungsdruck gehört dann zwangsläufig auch noch das Versagen bei einem 4-Meter-Strafwurf beim Stand von 2:5.
Am Sonnabend könnte das Rückspiel in Neapel in der Piscina Scandone den Finaleinzug bereits klar machen. Sonst fällt die Entscheidung am Sonntag im dritten Spiel.

Der Gegner kommt aus der Paarung Recco - Florenz. Das erste Spiel liess sich der italienische Rekordmeister Recco (18 Titel) zu Hause nicht nehmen. Mit 13:10 (3:1,3:4,4:2,3:3) wurde der diesjährige Europapokalfinalist Florenz geschlagen nach Hause geschickt. Mit den Assen Ferretti und Van der Meer (beide vierfache Torschützen) muss auch im Rückspiel gerechnet werden, zumal bei Florenz der russische Spielmacher Gorchkov schmerzlich vermisst wurde. Er hatte sich beim Olympia-Qualifikationsturnier in Hannover schwerwiegend verletzt. Der Holländer Van der Meer bei Recco war dagegen in der Form, in der er auch sein Nationalteam nach Sydney schoss, als er 5 von 7 Toren gegen Rumänien erzielte.
Immer wieder sind Erfolge unmittelbar an die Überzahl-Quote gekoppelt. Die Bilanz von Recco (11/9) gegenüber Florenz (16/6) spricht Bände. Der kommende Sonnabend kann auch in Florenz vorzeitig die Entscheidung bringen.

(19.05.2000)


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