Rom-Von der Bürde des Favoriten


VON DR. GÜNTER SCHWILL

Seit der italienische Meister "Ina Assitalia Roma" im Europacup gegen WF Spandau 04 Ende November in Berlin strauchelte, hat die Konkurrenz gegen den waidwunden Rivalen zum Angriff geblasen. Die erste Genugtuung verschaffte sich Posillipo in der Meisterschafts-Revanche beim 9:6-Heimsieg. Jetzt erlebte der Meister eine noch herbere Enttäuschung in Florenz. Mit 3:8 (0:2,1:1,1:3,1:2) musste Rom im 9.Spiel der Meisterschaft eine schwere Niederlage kassieren.

In der für italienische Verhältnisse torarmen Partie (immerhin wird jenseits der Alpen 4x9 Minuten gespielt, das sind fast 30% mehr Spielzeit als in Deutschland) dominierten die Deckungsreihen. Dabei zeichnete sich bei Florenz der junge Torwart Stefano Tempesti durch hervorragende Paraden ganz besonders aus. Im direkten Vergleich zu seinem römischen Rivalen Marco Gerini, derzeit die Nummer 1 der Azzurri, war er der klar bessere Torwart. Ihn werden wir in Kürze im Team der Italiener sehen. Eine stattliche Körpergrösse von fast 2 Metern, lange Arme, gute Reflexe und kraftvoll auch im Zweikampf - Tempesti kann die Achillesferse in der Torwartfrage der Italiener abdecken.

In diesem Spiel brachte er die Römer zur Verzweiflung. Das erste Tor der Hauptstädter fiel erst in der 17.Minute durch Vujasinovic. Da führte Gastgeber Florenz schon 3:0, angetrieben durch den überragenden Dimitri Gorchkov, den Kapitän der russischen Nationalmannschaft, der jetzt seine zweite Saison in Florenz spielt.

Im dritten Viertel fiel die Entscheidung, als Sottani in den Schlusssekunden auf 6:2 erhöhte. Nur kurz die Hoffnung der Römer zu Beginn des letzten Viertels nach der endgültigen Hinausstellung des überragenden Centerverteidigers Leonardo Binchi. Linkshänder Riccadonna verkürzte auf 6:3. Gleich darauf Strafwurf für Vujasinovic - doch der erhoffte Anschluss blieb aus. Es war der Abend des Torwarts Tempesti, im Herbst zum Junioren-Weltmeister in Kuweit geworden, er "stand" in der richtigen Ecke. Auch einen Bogenball von Vujasinovic, dem Motor im römischen Spiel, "pflückte" er mühelos. Damit war das Repertoire der Römer erschöpft. Sottani setzte nach gelungenem Konter zusammen mit Roberto Calcaterra mit seinem 2.Treffer den Schlusspunkt zum 8:3 !

Nun hofft Rom auf zwei "Wunder":
1.) Die vorzeitige Begnadigung des ungarischen Stars Tibor Benedek, der wegen Anabolika-Gebrauchs von der FINA zu 15 Monaten Sperre verurteilt wurde (bis Ende November 2000). Eine Berufungsverhandlung findet am 11.Januar in Lausanne statt.
2.) Die Verpflichtung eines schussstarken Centerspielers für die Rückrunde. Stürmerstar Ferretti war nach Saisonschluss zu Recco abgewandert, der fest engagierte US-Amerikaner Chris Humbert hatte in letzter Minute einen Rückzieher gemacht. Im Gespräch mit Rom ist jetzt der Kroate Jerkovic.

Die derzeitige Bürde des Favoriten Rom war durch das italienische Fernsehen RaiSat Sport in der Live-Übertragung vom Freitag abend schonungslos spürbar geworden. Die Stationen heissen dabei Berlin, Neapel und Florenz.

(08.01.2000)