Henry Thiedke

Geburtstag am Schalttag/ Henry Thiedke wird 40

VON DR. GÜNTER SCHWILL


Es war ein guter Jahrgang für den deutschen Wasserball, das Jahr 1960. Zu ihm gehören Hagen Stamm, Bernd Seidensticker, Rainer Osselmann, Frank Herberger und Henry Thiedke.
Dieser Henry Thiedke wird am 29.Februar 40 Jahre alt. Doch nicht des höchst kuriosen Datums wegen, das ihn nur alle 4 Jahre einen echten Geburtstag feiern lässt, soll diese Glückwunschadresse verfasst werden. Sie entsteht, weil Thiedke zu den wirklichen Aktivposten im deutschen Wasserball zählt.

Der gebürtige Berliner Thiedke kam gar nicht um eine Wasserball-Karriere herum. Sein Vater Gerhard hatte sich diesem Sport mit Leib und Seele verschrieben. Als dann der grosse Alfred Balen nach Berlin kam, entstand die unzertrennliche Achse zwischen beiden. "Alfred Balen war für mich wie ein zweiter Vater", erinnerte sich Henry. "Aber unter zwei so starken Persönlichkeiten blieb mir wenig Spielraum in meiner Entwicklung." Henry wollte ausbrechen, wollte Flugzeugbauer werden in Augsburg, doch der Reiz des Spitzensports in Berlin liess ihn nach wenigen Wochen schon umkehren.
Als Erfolg zählte die Endrunde um die Deutsche Jugend-A-Meisterschaft 1976 in Fulda, für die er sich mit seinem Heimatverein SC Neukölln qualifiziert hatte. Nach der Spandauer Fusion wechselte Henry zu den Havelstädtern und war an den beiden ersten Meisterschaften und Pokalsiegen 1979 und 1980 beteiligt.

Deutscher Frauen-Meister

"Ziehvater" Balen verlangte mehr an Trainingseinsatz, als Henry berufsbedingt geben konnte. Schnell entschied er sich deshalb, als Trainer zu arbeiten. Er "beerbte" Armando Fernandez mit den Frauen von SSC Südwest und führte sie prompt 1985 zur Deutschen Meisterschaft in Brühl. Namen wie Petra Olek, Gabriele von Voigt, Sabine Kleine, Martina Trinte und Marga Schulze sind aus der Frühzeit des Berliner Wasserballsports noch gut geläufig. Vater Gerhard war interessanterweise bei dieser Meisterschaft "Co-Trainer" seines Sohnes, ehe seine eigene "Frauen-Story" mit der Schwimm-Union Neukölln (SUN) anlief.
Henry Thiedke wechselte ins "Männerfach". Er betreute den SC Neukölln in der Bundesliga, erreichte 1996 einen Europacup-Platz und schaffte als "Nobody" die 2.Runde. Er war dicht daran, die Spandauer Konkurrenz das Fürchten zu lehren, aber immer wieder erwiesen sich die Spandauer in der "Politik" cleverer als sein Verein. Sein gutes Verhältnis zu Hagen Stamm hatte ihn eine Rückkehr nach Spandau andenken lassen, doch die wichtigste Position nach Rusorans Weggang war von Peter Röhle besetzt worden.

Um ein Haar Japaner geworden

Als bei der Weltmeisterschaft in Perth 1998 Fukuoka als nächster WM-Ort bekannt wurde, verfolgte Henry Thiedke einen Absprung ins ferne Ausland. Doch der Jugoslawe Dragan Andric kam ihm zuvor und besetzt jetzt in Japan den Posten des Chefcoaches.
Das Angebot seines früheren Spandauer Clubkameraden Frank Otto, damals Präsident des SV Cannstatt, nach Stuttgart zu gehen, reizte ihn sehr. Als Trainer des Bundesligisten SV Cannstatt sorgte Thiedke schnell dafür, dass auch der Süden der Republik den Anschluss an die Grossen im deutschen Wasserball hält. Sein Ziel der ersten Saison: das Final Four.
Dieser Anspruch wird ihm abgenommen, denn Thiedke hat wie nur wenige der Trainer den Blick für entscheidende Situationen und versteht richtig zu reagieren. Jetzt liegt es an ihm, die Karriere-Leiter hochzuklettern.

Henry Thiedke hat für diese Herausforderung ein grosses Opfer bringen müssen. Seine Frau Caroline ist als Polizei-Beamtin in Berlin nicht so flexibel gewesen wie er und sitzt mit den gemeinsamen Zwillingstöchtern noch in der Berliner Eigentumswohnung. Familien-Treffs werden vom Spielplan bestimmt wie der Kalender ihm die Geburtstagsfeiern vorgibt.
Alles Gute für die Zukunft, lieber Henry.

(26.02.2000)


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