Widerstand gebrochen - Politzes Nasenbein auch

VON GERD KUJATH

Das diesjährige Pfingstfest wird in die Geschichte des deutschen Wasserballs eingehen. Unter anderem wegen der sportlichen Höhepunkte, denn das Pokalfinale war an Dramatik kaum zu überbieten. Waspo Hannover, das im Berliner Olympiabad das Halbfinale mit 10:5 gegen Hellas Hildesheim gewonnen hatte, musste sich im Endspiel dem Berliner Seriensieger Spandau 04 erst nach Verlängerung mit 5:8 geschlagen geben. Sieben Sekunden fehlten am Triumph nach regulärer Spielzeit, Spandau gelang aber noch der Ausgleich und die Wende.
Neben dem sehenswerten Finale der beiden Klubs sorgten deren Nationalspieler auch abseits des Beckens für eine bissige Atmosphäre. Da unterbreitete der Berliner Kapitän Patrick Weissinger, Aktivensprecher der deutschen Auswahl, Wasserballwart Ewald Voigt-Rademacher eine gemeinsame Resolution, in der der sofortige Rücktritt des umstrittenen Bundestrainers Uwe Sterzik, von Sportdirektor Nicolae Firoiu und Mannschaftsbetreuer Dietmar Helm gefordert wird. Als Sterzik daraufhin meinte, die Spandauer und Waspo-Spieler hätten doch bei Misserfolgen auch nicht die Demission ihrer Vereinstrainer verlangt, standen seine Schützlinge spontan auf und verließen wortlos die Tagungsstätte. Zwar will Voigt-Rademacher seine Personalentscheidungen erst Ende dieser Woche bekannt geben, weil es noch arbeitsrechtliche Dinge zu klären gebe. "Aber die drei Verantwortlichen sind nicht mehr zu halten sind", meinte Spandaus Center Thomas Schirtwitis.
Im Wasser setzte Waspo-Torwart Michael Zellmer Akzente und wehrte im Finale reihenweise so genannte unhaltbare Bälle ab. Es entwickelte sich eine verbissenen Partie mit viel Körperkontakt. Da kollidierte Spandau-Ass Weissinger vor seinem Treffer zum 1:0 mit Waspo-Torjäger Sven Reinhardt und brach sich das Nasenbein. Ihm folgte sein Kollege Lasse Noerbaek, der nach dem 2. Viertel wegen eines gebrochenen Fingers passen musste. Zu diesem Zeitpunkt hatte Waspo mit dem spektakulären 2:3-Anschlusstreffer von Marc Politze eine Aufholjagd gestartet. Dank Zellmers Paraden und der wohl besten Vorstellung von Sören Mackeben, seitdem der 21-Jährige im Herrenbereich spielt, zogen die Lindener in der 25. Minute sogar erstmals in Front. Doch selbst Zellmers Krakenarme, die Schertwitis und Co. zur Verzweiflung brachten, konnten nicht verhindern, dass der Spandauer André König mit einem Verlegenheitswurf sieben Sekunden vor Spielende ausglich und die Verlängerung erzwang. "Ich musste einfach draufhalten und hatte reines Glück", sagte der Schütze.
Kaum hatte die Zusatzzeit begonnen, erwischte es Waspo. Da stieß der Kasache Alexander Elke sein Knie Marc Politze so unglücklich gegen das Nasenbein,
dass auch für ihn die Partie wegen eines Nasenbruchs beendet war. Als nach Mackebens 5:5 Schiedsrichter Kutz einen Viermeter für die Berliner gab und Lars Tomanek wegen seines 3. Fouls disqualifiziert wurde, platzte Waspo-Trainer Bernd Seidensticker endgültig der Kragen - und er wurde erneut vom Oberschiedsrichter auf die Tribüne verbannt. Tore für Waspo: Reinhardt, Politze (je 5 gegen Hildesheim); Mackeben (3), Politze und Polverino.

(Hannoversche Allgemeine Zeitung 13.06.2000)