Die Wasserball-Bundesliga wird auf zehn Vereine reduziert / Ärger über die Vermarktungsmöglichkeiten


Uwe Graells leitet künftig Liga-Ausschuss

(ugr) Die Bundesligareform im deutschen Wasserball ist amtlich. Bei ihrer Jahrestagung in Bad Salzdetfurth einigten sich die 24 Vereine der 1. und 2. Deutschen Wasserball-Liga (DWL) auf einen entsprechenden Modus. Somit wird das Oberhaus in der Spielzeit 1999/2000 von zwölf auf zehn Vereine reduziert.

Im deutschen Wasserball herrscht Aufbruchstimmung. Vor dem Sprung ins Jahr 2000 haben die 24 Klubs der 1. und 2. Bundesliga eine Weichenstellung vollzogen, die dabei mithelfen soll, die älteste olympische Ballsportart aus ihrer derzeitigen Krise herauszuführen. Eine Reform der Bundesliga bringt demnach eine Reduzierung der höchsten Spielklasse von derzeit zwölf auf zehn Vereine. Mit maximal 186 Spielen stehen die DWL-Teams, unter ihnen in seiner insgesamt elften Saison der SC Hellas-99 Hildesheim, vor einer wahren Mammutspielzeit.

Interessantere Spiele, eine größere Leistungsdichte und eine Steigerung der Anzahl an Top-Partien - das sind die Ziele, die mit der Reform verbunden sind. Spätestens mit der Spielzeit 2000/2001 soll die DWL eine Vorzeigeklasse sein, in der den Zuschauern Spannung pur geboten wird.

Dabei hat es auch der Modus für die kommende Saison in sich. Selbst der Siebtplatzierte nach Vor- und Rückrunde hat den Klassenerhalt noch nicht sicher (die HAZ berichtete). Und von der Notwendigkeit einer Veränderung war im Relexa Hotel der Kurstadt die große Mehrheit der Vereinsvertreter überzeugt. Lediglich Aufsteiger SC Neustadt und der Traditionsklub Würzburg 05 argumentierten gegen eine Verkleinerung der Liga.

Mit einem Heimspiel gegen die SG Neukölln starten die Hildesheimer am 23. Oktober in die Punkterunde. Im Mai stehen für die Schützlinge von Trainer Heiko Henning vermutlich die Spiele im so genannten Play-down-Modus an. Als Achtplatzierter der Vorsaison müssen die Hildesheimer wohl von Anfang an den Blick nach unten richten, um am Ende den Klassenerhalt zu sichern.

Noch einen langen Kampf haben die DWL-Vereine mit Blick auf eigene Vermarktungsmöglichkeiten vor sich. Neben der Bundesligareform stand der Ruf nach mehr Selbstständigkeit bei der Suche nach Liga-Sponsoren im Mittelpunkt. Unter dem Dach des Deutschen Schwimmverbandes (DSV) scheinen die Wasserballer im DSV-Präsidium aber nicht viel Gehör zu finden. So hat sich gerade erst ein TV-Vertrag zwischen dem Verband und ARD/ZDF automatisch bis Ende 2000 verlängert, ohne dass die DWL eine Chance zur Mitsprache hatte. Da passt der Sendeboykott im deutschen Fernsehen von der gerade beendeten Europameisterschaft in Florenz bestens ins Bild. Die Fans der DSV-Sieben schauten jedenfalls in die Röhre.

Für Michael Loeck (Spandau 04 Berlin), der seit Jahren an der Spitze des fünfköpfigen Ligaausschusses stand, ist das Maß nunmehr voll. Trotz einer positiven Bilanz seiner Amtszeit mit der Umsetzung der Bundesligareform als Höhepunkt hat er von den leeren Versprechungen aus dem DSV-Präsidium die Nase voll. Michael Loeck verzichtete bei den Neuwahlen auf eine erneute Kandidatur. Seine Nachfolge tritt Uwe Graells vom SC Hellas-99 Hildesheim an. Axel Garnatz (ASC Duisburg), Axel Becker (Poseidon Hamburg), Jens Witte (Sarstedt) und Gertrud Holtz (Würzburg 05) komplettieren das Gremium.

Wie groß der Klärungsbedarf innerhalb des Schwimmverbandes ist, machte auch eine Bitte von Ewald Voigt-Rademacher deutlich. Der Vorsitzende der Fachsparte Wasserball, der damit höchster Repräsentant im deutschen Wasserball ist, sucht den Schulterschluss mit den DWL-Vereinen und schlägt in punkto Vermarktung in die gleiche Bresche. Voigt-Rademacher zieht sogar eine Klage gegen seinen eigenen Verband in Betracht, um endlich die eigene Sportart besser vermarkten zu können.

Da klingen die Begrüßungsworte von Bad Salzdetfurths stellvertretendem Bürgermeister Alfred Belgardt wie ein frommer Wunsch. Belgardt warf die Qualitäten der Kurstadt in die Waagschale - vielleicht helfe ja die gesunde Umgebung des Tagungsortes bei der Genesung des deutschen Wasserballs.

(21.09.1999 - Hildesheimer Allgemeine Zeitung)


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