Sizilien: Durchgangs- oder Endstation
13 Nationen kämpfen um 3 Olympia-Fahrkarten
VON DR. GÜNTER SCHWILL


Der Weg nach Sydney führt für das deutsche Frauenteam über Sizilien. Der Weg wird hart und beschwerlich, seit die Meldungen für die drei noch zu vergebenden Plätze bekannt sind. 13 Nationen haben zum Qualifikationsturnier vom 22.- 30.April 2000 in Palermo gemeldet. Alle wollen ihr Glück versuchen und das Turnier als Durchgangsstation für die historische Olympiapremiere des Frauen-Wasserballs nutzen. Für 10 Mannschaften aber heisst Sizilien bereits Endstation.

Noch bleibt dem deutschen Aufgebot etwas Zeit, die beste Formation festzulegen. Nur 11 Spielerinnen pro Team sind bei den Frauen für das Olympia-Turnier zugelassen worden.

Schwerster Gegner wird zweifellos Italien sein. Als Gastgeber und amtierender Europa- und Weltmeister wird die Mannschaft der Azzurri die Konkurrenz auf Abstand halten können. Trotzdem äusserte Trainer Pierluigi Formiconi, der im Hauptberuf den italienischen Männermeister Ina Assitalia Roma betreut, dass es schwerer sei, die Qualifikation zu schaffen als in Sydney eine Medaille zu erringen.

Hauptwidersacher werden die USA sein, die immer noch den vergebenen Chancen im Entscheidungsspiel beim FINA-Cup im kanadischen Winnipeg gegen die "Ahornblätter" aus Kanada nachtrauern. Russland, unter der sachkundigen Führung des Universitätsdozenten Sergej Frolov, gleichzeitig Trainer des Europacupsiegers Skif Moskau, hofft auf eine Wiederholung der Rangfolge von Prato, als Platz 3 im "kleinen Finale" beim 7:5 gegen Ungarn gewonnen wurde.

Ungarn, bei den Männern derzeit d i e Wasserballnation (klare Siege bei EM und FINA-Cup), möchte natürlich an der Olympiapremiere teilnehmen. Beim Techem-Cup im Dezember in Berlin gab diese Mannschaft eine Probe ihres Könnens ab. 8:17 endete das Spiel Deutschlands gegen die "Paprika-Crew" von der Donau. Aber wirklich wichtig wird nur das Ergebnis vor Ort in Palermo sein.

Griechenland, EM-Fünfter von Prato nach 10:4-Sieg gegen Spanien, wird auch stärker als Deutschland eingeschätzt. Der Vorteil der Hellenen liegt in der idealen Vorbereitung, da die Spielerinnen fast alle aus den starken Athener Vereinen Glyfada, Vouliagmeni und Olympiakos kommen. Ein Scheitern der "Sizilianischen Expedition der Athener" wie in der Antike (415-413 v.Chr.) beim Kampf gegen Syrakus ist kaum zu erwarten.


Die Niederlande, Kanada und Australien als bereits für Sydney qualifizierte Teams werden die Ausscheidungskämpfe aufmerksam verfolgen. Für den Fall eines Scheiterns der deutschen Equipe gilt nach wie vor die Coubertin'sche Regel: "Dabeisein ist alles!" Und niemand soll den Wert dieser Reise für das Frauenteam zu gering einschätzen. Denn Sizilien ist als kulturelles Erlebnis einmalig, auf Schritt und Tritt begegnet dem Reisenden unsere abendländische Geschichte. Schon das allein ist ein Wert an sich.

(05.01.2000)


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