Wasserball
Bundestrainer
setzt auf Große Koalition
Heute beginnt in Ungarn die Wasserball-EM
Den Stamm bilden Spieler von Waspo und Spandau
VON GERD KUJATH
Vor knapp zwei Wochen noch haben sie sich beim Kampf um
die deutsche Meisterschaft sowohl körperlich als auch
verbal beharkt. Nun stehen die Spieler von Wasserfreunde
Spandau 04 und Waspo Hannover gemeinsam im Kader der
deutschen Nationalmannschaft für die Europameisterschaft
in Ungarn. Sie scheinen sich zusammengerauft zu haben.
Diesen Eindruck vermittelte jedenfalls das Team, das
gestern nach Budapest aufbrach, wo heute das erste EM-Spiel
gegen Griechenland ansteht.
"Die Vorbereitungszeit von einer Woche nach der
Meisterschaft war sicherlich sehr kurz. Andererseits
haben wir uns vor einem Jahr fünf Wochen lang auf die
Olympia-Qualifikation hin versammelt, und das ist
bekanntlich in die Hose gegangen", sagte Patrick
Weissinger, der Kapitän Spandaus und der deutschen
Auswahl. Verhalten optimistisch gibt sich ebenfalls
Bundestrainer Hagen Stamm. "Ich bin froh, dass sich
unser kleines Lazarett allmählich lichtet", erklärte
er. Damit meint er konkret Weissinger und Waspos Daniele
Polverino. Ersterer hat gerade einen Muskelfaserriss
auskuriert, Polverino, ohnehin wohl nur Ersatz, ist nach
überstandener Knochenabsplitterung am Ellbogen wieder
dabei.
Eine feste Größe stellt hingegen Waspo-Center Marc
Politze in den Überlegungen der deutschen Auswahl dar.
Er soll zusammen mit dem Berliner Thomas Schertwitis für
die nötigen Tore sorgen. "Die beiden haben sich
schon in den Testspielen gegen Russland hervorragend
geschlagen", meint Bundestrainer Stamm. Das ist von
ihm nicht nur so daher gesprochen. Denn will er nach
eigener Aussage die Griechen zunächst ärgern, "sind
danach Siege gegen die Slowakei und Frankreich Pflicht",
um als Vorrundenvierter in der Endabrechnung mindestens
Achter zu werden und sich damit für die
Weltmeisterschaft in gut vier Wochen in Japan zu
qualifizieren. Um dieses Ziel schon in den ersten drei
Spielen zu erreichen, hat Stamm eine Große Koalition
mobilisiert.
So stehen ihm und seiner Mannschaft außer den
Videoaufzeichnungen der Wissenschaftler des Olympiastützpunktes
Niedersachsen auch noch die erfolgreichsten
Bundesligatrainer Peter Röhle (Spandau) und Bernd
Seidensticker (Waspo) zur Seite. "Ich habe das Sagen
am Beckenrand, jedoch brauche ich beide zur Beobachtung
unserer und gegnerischer Spieler, damit wir eine
harmonische Einheit bilden. Das ist internationaler
Standard, und dafür danke ich ihnen im Voraus",
meinte Stamm. Sollten mit dieser Kompetenz bereits am
Sonntag die wichtigsten Hürden gemeistert sein, wären
der kommende Montag und Dienstag eine Freude für alle
Wasserball-Fans. Dann überträgt "Eurosport"
jeweils um 19.15 Uhr die deutschen Partien gegen Russland
und Kroatien.
Das deutsche Aufgebot: Alexander Tchigir, Patrick
Weissinger, Thomas Schertwitis, Jens Pohlmann, Timo
Porschke (Spandau 04), Michael Zellmer, Sören Mackeben,
Marc Politze, Daniele Polverino (Waspo Hannover), Steffen
Dierolf, Florian Müller (SV Cannstatt), Tim Wollthan,
Thilo Kaiser (Bayer Uerdingen), Björn Kohle (Rote Erde
Hamm), Tobias Kreuzmann (ASC Duisburg).
(Hannoversche
Allgemeine Zeitung 14. Juni 2001)
|