Die Dierolfs: Auf zu Olympia, wie schon Onkel Jürgen

StZ-Serie "Sydney 2000": Die Esslinger Geschwister Katrin und Steffen setzen die Familientradition im Wasserball fort
Noch ein Jahr bis zu den Olympischen Spielen. Noch ein Jahr Warten und Bangen für einige Sportler aus der Region, die von Sydney träumen. Diese stellen wir in unserer Serie ¸¸Sydney 2000'' vor. Heute: die Geschwister Katrin und Steffen Dierolf aus Esslingen, die Wasserball spielen.

Von Katrin Gros

Es gibt Menschen, die eine Sportart bereits in die Wiege gelegt bekommen. Bei Steffen und Katrin Dierolf ist das wohl der Fall. Die ganze Familie interessiert sich vor allem für eines: Wasserball. Da ist Gerhard Dierolf, der Vater. Er ist seit Jahren Wasserballtrainer beim SSV Esslingen und beim Schwimmverband Württemberg. Da ist Jürgen Stiefel, der Onkel. Er nahm 1972 und 1976 selbst als Wasserballer an den Olympischen Spielen in München und Montreal teil.

Und jetzt sind da Steffen und Katrin Dierolf, die Geschwister, die es ihrem Onkel nachmachen wollen und beide nächstes Jahr in Sachen Wasserball nach Sydney fahren möchten. Schon bisher nahm der Sport eine wichtige Rolle im Alltag der Geschwister ein - doch in den nächsten Monaten wird das Leben von Katrin und Steffen mehr denn je von Wasserball geprägt sein.

Seit wenigen Wochen ist Steffen Dierolf bei der Bundeswehr, wo er als Nationalspieler seinen Wehrdienst in der Sportkompanie in Hannover ableistet und täglich seinem Sport nachgehen kann. Zweimal am Tag trainiert Dierolf hier mit einigen seiner Nationalmannschaftskollegen, das ist fast doppelt so oft wie bisher. Durch das verstärkte Training erhofft sich Steffen Dierolf eine Leistungssteigerung in der Bundesliga beim SV Cannstatt und im Nationalteam.

Mit der Sportförderkompanie und seinen Bundesliga-Einsätzen ist Steffen Dierolfs Wochenplan in den nächsten Monaten fast ausschließlich auf Wasserball ausgelegt. Die Woche über trainiert er in Hannover, bevor er jeden Donnerstag nach Stuttgart reist. Dort übt er wiederum, spielt am Wochenende für den SV Cannstatt - und fährt sonntags wieder nach Hannover zurück. ¸¸Es ist schon etwas stressig, aber anders geht es einfach nicht'', sagt Dierolf. Zu diesem vollen Zeitplan kommen in den nächsten Wochen und Monaten auch noch zahlreiche Lehrgänge mit der gesamten Nationalmannschaft. Doch nur so sieht er die Chance auf eine Olympiateilnahme gewahrt. ¸¸Nur mit der nötigen Spielpraxis werden wir es schaffen und uns qualifizieren.'' Wenn Steffen Dierolf von seinem großen Ziel, den Olympischen Spielen, spricht, wirkt er ziemlich sachlich. ¸¸Wenn andere besser sind, schaue ich es mir eben im Fernsehen an'', sagt er nüchtern.

Seine Schwester Katrin gerät bei dem Gedanken an die Olympischen Spiele mehr ins Schwärmen: ¸¸Für mich wäre das echt der absolute Traum'', sagt die 20-jährige Abiturientin. Für die Bundesligaspielerin des SSV Esslingen wird sich ähnlich wie bei ihrem Bruder in den nächsten Monaten alles noch mehr um Wasserball drehen - allerdings einige tausend Kilometer weit entfernt. Von Dezember an nämlich wird die Nationalspielerin in Los Angeles anfangen zu studieren. Das Studium verdankt sie - wie sollte es anders sein - dem Wasserball.

Katrin Dierolf hat ein Stipendium für das Studium an der renommierten amerikanischen Hochschule USC in Kalifornien bekommen und wird für die dortige Unimannschaft spielen. ¸¸Es wird sicher anstrengend, Studium und Wasserball unter einen Hut zu bekommen'', sagt Katrin Dierolf. Sie will von dem professionellem Training profitieren - auch für die Olympia-Qualifikation. Da in Sydney der Frauenwasserball erstmals olympisch sein wird und nur sechs statt - wie bei den Männern - zwölf Teams mitspielen dürfen, stehen die Chancen der deutschen Frauen allerdings nicht besonders gut.

Trotz ihres Auslandsaufenthalts hofft Katrin Dierolf bei der Qualifikationsrunde dabei zu sein und ihre neuen Erfahrungen in die Mannschaft einzubringen. Die Qualifikationsturniere von Steffen und Katrin Dierolf werden im April und Mai nächsten Jahres stattfinden. ¸¸Bis dahin kann man schon noch einiges machen'', sagt Steffen Dierolf. Seine Schwester wird sich nicht weniger anstrengen - schließlich steht sie mit ihrem Bruder auch ein bisschen im Konkurrenzkampf: ¸¸Ich würde mich schon ärgern, wenn Steffen nach Sydney fahren könnte und ich nicht.''

(Quelle: Stuttgarter Zeitung 03.11.1999)


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