Champions League, 4. Spieltag - 11.03.2000

Schlag ins Wasser

Nach 5:8-Niederlage gegen Mladost Zagreb kaum noch Chancen aufs Final Four


Von Torsten Wendlandt

Berlin - Die Wasserfreunde aus Spandau haben eine große Chance verspielt. Die Chance nämlich, nach elf Jahren erstmals wieder die Tür zu jenem elitären Kreis der vier besten Teams der Wasserball-Champions-League weit aufzustoßen und in Europa fortan den Wasserstand mitzubestimmen. Der Anlauf wurde zu einem Schlag ins Wasser. In ihrem vierten Match und letzten Heimspiel der Champions-League-Zwischenrunde zog der 20-malige deutsche Rekordmeister gegen die Profis von Mladost Zagreb mit 5:8 (1:2, 1:1, 1:4, 2:1) den kürzeren und muss angesichts von nun zwei Niederlagen (3:5 Punkte) und noch zwei ausstehenden schweren Auswärtspartien (in Becej und Wolgograd) den vagen Traum vom Finale Four erst einmal weit verdrängen.
Zunächst sah die harte Wasserschlacht vor 750 Fans in der Schwimmhalle Schöneberg gegen die Kroaten (Hinspiel 3:8), die Spandau 1989 im Europacup-Endspiel in Zagreb in der Verlängerung den fünften Cup-Triumph verdarben, recht vielversprechend aus. Bis zum Ende des zweiten Viertels hielten die tapferen Recken von Trainer Peter Röhle dank ordentlicher Defensivarbeit das Spiel gegen die physisch überlegenen Gäste offen. Zwar leistete sich Andre König kurz vor Schluss des ersten Durchganges mit unnötigem Foul einen schweren Fehler, so dass der überragende Mladost-Kapitän und zweimalige Olympiasieger Perica Bukic (drei Tore) zum 1:2 einschießen konnte, doch die Hoffnung lebte noch. Die pomadigen Angriffsbemühungen (insgesamt bei vier Überzahlchancen kein Tor) der Wasserfreunde trieben Röhle allerdings früh Sorgenfalten auf die Stirn. Ausgerechnet Lasse Noerbaek verkrampfte an seinem 30. Geburtstag völlig und vermochte ebenso wie Jens Pohlmann klarste Gelegenheiten nicht zu nutzen.
Im dritten Schicksalsviertel nahm dann das Wasserunheil seinen Lauf. Als Varga, Primorac und Simenc mit drei herrlich herausgespielten Toren innerhalb von fünf Minuten auf 2:6 davonzogen, war die Partie im Prinzip gelaufen. Das 3:6 von Spandaus Center Thomas Schertwitis, mit drei Treffern bester Wasserfreund im Becken (je ein Tor Pohlmann und Patrick Weissinger), änderte daran wenig. Die kaputte Bademütze von Schertwitis hatte zu diesem Zeitpunkt bereits symbolischen Wert. Und dass Spandau im Schlussdurchgang sogar überlegen war und sich bis zur letzten Sirene noch gegen den Untergang stemmte, bedeutete am Ende wenig Trost. «Wenn man die wenigen klaren Möglichkeiten gegen solch ein Klasseteam nicht verwertet, kann man zwar in der Bundesliga, aber nicht in der Elite-Liga gewinnen», blieb Röhle Realist. «Wir sind als Außenseiter gestartet, und das bleiben wir auch. Das Finale Four ist und bleibt ein Traum.» Aber weiter träumen und kämpfen ist erlaubt.

(Berliner Morgenpost 11.03.2000)


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