Wasserstands-Meldung

Alfred-Balen-Cup: Spandauer Wasserballer testen den Europacup-Ernstfall


Von Torsten Wendlandt

Berlin - Wenn schon die guten, alten Zeiten der internationalen Wasserfreunde so bald nicht wieder kommen, dann wollen die Wasserfreunde wenigstens die Hoffnung darauf am Leben erhalten.

Als noch der legendäre Meistercoach Alfred Balen in den 80ern die Spandauer Badekappenträger kommandierte, Balen die Europacup-Konkurrenz baden schickte und die glorreiche Sieben vier Landesmeister-Triumphe aus dem Becken fischte, waren die Berliner der Hecht im Karpfenteich der Wasserball-Welt.

13 Jahre nach dem Tod der grauen Eminenz 1986 - Minuten nach dem Supercup-Gewinn in Zürich - schickt sich der ehemalige Supertorwart und heutige Trainer Peter Röhle an, die Tür zu Europas Eliteklasse wieder spaltbreit zu öffnen. Die Stunden der Wahrheit dafür schlagen vom 26. bis 28. November in der Schöneberger Schwimmhalle, wenn der 20-malige Rekordmeister den dicken Fischen aus Split (Titelverteidiger), Rom und Kreuzlingen (Schweiz) das Wasser reichen will. Nur der Erste und Zweite des Turniers schwimmt in die Champions League der acht besten Teams.

Den Ernstfall proben die verjüngten Berliner «Wasserwerker» heute (18 Uhr gegen Crisul Orade/Rumänien), morgen (17.30 gegen Vouliagmeni Athen) und Sonntag (12 Uhr gegen Naftagas Becej) beim Alfred-Balen-Cup im gleichen Becken. Die Vollprofis aus Becej sind dabei wohl der härteste Brocken.

Vor drei Jahren gingen die Wasserfreunde bei ihrem letztmaligen Champions-League-Mitwirken gegen die Jugoslawen zweimal unter, im Vorjahr kam schon in der Vorrunde bei der Niederlage mit einem Törchen Unterschied das Aus. «Vor allem die Griechen, mit denen wir schon seit Dienstag trainieren, und die Rumänen aus Siebenbürgen sind ideale Vorbereitungspartner, weil sie dem Stil der Italiener entsprechen», meint Spandaus Präsident Hagen Stamm.

Trainer Röhle setzt gegen die Spitzenteams neben seinen Stars Alexander Tchigir (Tor), Alexander Elke und Patrick Weissinger weiter konsequent auf Youngster wie Timo Purschke (18) und Rene Grotzky (19), welche die Rücktritts-Lücke von Dirk Klingenberg und Peter Bukowski schließen sollen.

Das jugendliche Gerangel um Stammplätze beim deutschen Branchenführer ist derweil groß und manch Emporkömmling - wie jüngst der 20-jährige Industriekaufmann-Azubi Markus Maskow - ist dem Leistungsdruck und eigenen Ansprüchen nicht gewachsen und wirft die Bademütze. «Insgesamt aber haben die Jungen die Brührungsängste vor den Etablierten abgelegt und stellen sich mutig der hausgemachten Konkurrenz», registriert Röhle zufrieden.

Nur so könne man international wieder salonfähig werden. «Das hätte Balen genauso gemacht», weiß Peter Röhle. Das nötige Kleingeld für Großeinkäufe im Ausland sei ohnehin nicht vorhanden.

Den erstmaligen Wochenend-Einsatz der 18-jährigen Talente Dennis Pasaoglu und Andreas Schlotterbeck vom SC Wedding übrigens hat der Deutsche Schwimmverband erfolgreich verhindert. Das neu geregelte Zweitstartrecht erlaubt den beiden den Sprung ins kalte Wasser der Großen aus Spandau. Weil aber die Statuten-Änderung noch nicht im erst nächste Woche erscheinenden DSV-Amtsblatt «swim and more» veröffentlicht wurde, sitzen beide weiter auf dem Trocknen.

Außer, der Schwimmverband von Schilda, pardon, Deutschland, erkennt die Veröffentlichung in der Berliner Morgenpost an.

(Berliner Morgenpost 12.11.1999)


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